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■ Linsen SouffléHollywood läßt die Klassiker wieder blühen

Klassiker sind wieder in. Ein neuer Trend? Vielleicht. Winona Ryder hat auf jeden Fall gleich geschaltet, sie wollte unbedingt in einer Filmversion von Arthur Millers „Hexenjagd“ mitmachen. Sie darf. Die Dreharbeiten mit Daniel Day-Lewis und Paul Scofield als Co-Stars beginnen im September. Auch Vladimir Nabokovs „Lolita“, die schon 1962 mit James Mason ganz ordentlich adaptiert wurde und für ein paar klitzekleine Skandälchen sorgte, treibt's noch mal frühreif. Das 12jährige Früchtchen muß wieder die Hormone des College-Profs Humbert in gefährliche Schwingungen versetzen. Die Rolle der kultivierten Geilheit übernimmt diesmal Jeremy Irons, der dürfte das hinkriegen. Als Mutter der Männerphantasie haben sie Melanie Griffith vorgesehen, wer die minderjährige Sünderin geben wird, steht noch nicht fest.

Andere Minderjährige hecheln derweil dem Leinwanddebüt des Schmuserockers Jon Bon Jovi entgegen. In diesen schwülen Tagen startet in den USA „Moonlight and Valentino“, neben Bon Chauvi agieren Whoopi Goldberg, Kathleen Turner und Elizabeth Perkins. Damit nicht genug: Jon Bon Jovi hat sich ohne Not für einen zweiten Kino-Job zur Verfügung gestellt. Über das Projekt wird aber bislang strengstes Stillschweigen bewahrt. Dabei ist das Interesse doch... Aber zurück zu den Klassikern. H. G. Wells netter Mad-Scientist- Roman „Die Insel des Dr. Moreau“ wird wieder das Licht der Scheinwerfer erblicken. In der Titelrolle diesmal: Marlon Brando. An seiner Breitseite: Johnny Depp und der neue Batman Val Kilmer. Die Spezialeffekte liegen in den geschickten Händen von Stan Winston („Alien“, „Jurassic Park“).

Die immer perfekter werdenden FX-Spielereien sind es auch, die andere Neuverfilmungen logisch bis zwingend erscheinen lassen. So werden zwar nicht gerade Ed Woods Kabinettstückchen wieder neu aufgelegt, dafür aber Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“, und zwar wieder von Disney. Die 1954 Oscar-prämierten Special-effects werden jetzt selbstverständlich in aktuellster Computeranimation erstehen. Sollen sie ruhig, wir freuen uns auf den Kraken. Und auch die Robert Louis Stevenson-Novelle um Jekyll/Hyde ist wieder mal reif. Regisseur David Price, berüchtigt durch seine Nullnummer „Children of the Corn II“, soll daraus etwas ganz Originelles machen: eine Komödie! Das geht dann so: Völlig sorg- und ahnungslos hantiert ein junger Chemiker mit den Formeln seines Opas herum und – zack! – hat er sich in eine rassige junge Frau verwandelt. Es folgen die üblichen Komplikationen. Sean Young und Tim Daly geben dem Blödsinn Gestalt, unsere Lachmuskeln danken es ihnen, sie bleiben geschont.

Ein moderner Klassiker des Echsenfilms, „Jurassic Park“, stand Pate für eine andere Hollywood-Übertreibung. Das Ding nennt sich schlicht und verkaufsfördernd „T-Rex“, und die Geschichte hört sich nach glasklarem Trash an: Irgendwann in der Zukunft leben Menschen und Dinosaurier ruhig und gelassen mit- und nebeneinander. Doch da gibt es leider immer noch das Verbrechen. Ein schwarz-weißes Blade- Runner-Duo (Whoopi Goldberg und Richard Roundtree) versucht, die Banditen zu finden und abzuballern – sei es nun Mensch oder Saurier. Ab 12. Oktober im Kino. Karl Wegmann

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