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Senat fürchtet aktuelles Museum

■ Amnon Barzel will Autonomie des Jüdischen Museums

Die Kontroverse um das Jüdische Museum wird schärfer. In der vergangenen Woche wurde Senatsrat Rainer Güntzer zum Leiter und Vorstand der Stiftung Stadtmuseum gewählt. Nun zweifelt Amnon Barzel, der Leiter des Jüdischen Museums, an einer Kooperation seines Museums mit der neugegründeten Stiftung (siehe Interview Seite 35). Während Güntzer eine Integration des Jüdischen Museums als Ort der geschichtlichen Dokumentation jüdischen Lebens in Berlin vorschwebt, will Barzel auch wechselnde Themenausstellungen mit zeitgenössischer Kunst zeigen, was allerdings mit einem größeren Kostenaufwand verbunden wäre.

Aufgrund der unterschiedlichen Konzeptionen hatte Güntzer bereits im Februar die Ablösung Barzels gefordert. Der jedoch beharrt auf einer autonomen Stellung seines Hauses: „Es soll eine getrennte Verwaltung und ein eigenes Budget“ erhalten, damit es angesichts des knappen Etats „Fördermittel von außen“ bekommen kann. Barzel stellt sich dabei eine Unterstützung durch die Bundesregierung vor, ebenso will er internationale Förder- und Freundeskreise für sein Projekt gewinnen. Auch sollen bundesdeutsche Firmen wie Siemens, Mercedes oder AEG als Sponsoren angesprochen werden, die aufgrund ihrer Haltung während der Nazizeit etwas gutzumachen hätten: „Wenn sie nein sagen, möchte ich ihr Nein hören.“

Dem Senat wirft Barzel vor, er würde sich absichtlich nicht um die Stärkung eines eigenständigen Jüdischen Museums bemühen. Statt dessen sei man in der Verwaltung sogar froh, „nicht genug Geld für das Jüdische Museum zu haben“. Hinter dieser Einstellung verberge sich, so Barzel, die Befürchtung, daß ein solches Museum mit starkem Aktualitätsbezug „zuviel aus der Vergangenheit, aber auch aus der Gegenwart bloßstellen“ könnte. Insgesamt braucht das Jüdische Museum allein für Betriebskosten an die 11 Millionen Mark, „Ankäufe nicht mit eingerechnet“. Der geplanten Stiftung Stadtmuseum werden insgesamt 20 Millionen Mark zur Verfügung stehen. hf

Vollständiges Interview Seite 35

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