piwik no script img

„Ein See hier wäre prima“

„Was wir hier machen? Rumhängen und klauen gehen.“ Kinder und Jugendliche in Hohenschönhausen  ■ Text: Adrian Prechtel. Fotos: Karl Mittenzwei/G.A.F.F

Sandra, 10: „Ich bin oft beim Pad-Bus. Da malen wir dann und so; Batik zum Beispiel, das ist Malen auf Stoff. Oft gibt's Streit mit den Jungen, vor allem am Spielplatz hier. Da hauen wir uns um die Schaukeln oder die anderen Sachen. Immer hauen die Jungen die Mädchen, aber ich hab auch schon mal einen getreten. Da hab ich dann Schularrest bekommen.“

Alexander, 16: „Rauchen? Klar. Nee, doch nicht Karo!

,Test the West!‘ Das halbe Geld verrauche ich. Ich

krieg' 10 Mark in der Woche. Wenn ich 'nen Vietnamesen

sehe, kauf ich bei dem: 2 Mark 50 die Packung.

Bis Sonntag war ich bei meiner Oma in Thüringen.

Hier kann man einfach nichts machen, hier gibt's nichts.“

Peter, 15: „Hier ist erst

am Abend was los. Tagsüber

sind nur die Kleinen da. Deshalb

geh ich nur rum und schau

bei Freunden vorbei zum

Comiclesen und Video.“

Marco, 15: „Was wir hier machen? Rumhängen und klauen gehn. Zum Beispiel beim Schnellkauf dort drüben. Bei uns heißt der Schnell-Klau. Da nehmen wir mal Dinge mit, die man halt so braucht. Wir treffen uns immer im Hof vor dem Haus. Einer hat dann nen Recorder dabei, da hören wir Musik bis einer meckert und wir aufhören müssen. Nachts gibt's hier schon mal Ärger: Oi- Skins, Punks und die Ausländer.“

Markus, 15: „Das Messer? Das hab ich nur

so dabei, aus Spaß. Einige spinnen, da gib's

dann Schlägereien. Aber wer will, kann sich

raushalten. Die Weiber hier sind ganz schön

doof. Entweder sind sie immer bei der Familie

oder immer nur mit ihren Freundinnen zusammen.“

Alex, 15: „Meistens düse ich mit dem Bike. Hier gibt's gute Flächen: Hügel, Sand, Treppen. Wir jumpen dann über selbstgebaute Schanzen. Ein See hier wäre super. Einfach hier ausbaggern und Wasser rein. Platz ist ja da. Sonst ist es total langweilig hier. Einmal haben sie mir die Reifen zerstochen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen