: „Verantwortung übernehmen“
■ BI fordert regionale Leukämie-Studie und Abschaltung des AKW Krümmel
„Wir brauchen dringend eine regionale Fall-Kontroll-Studie zur Aufklärung der Leukämiefälle in Neu-Allermöhe und den Vier- und Marschlanden.“ Die Anfang August bekannt gewordene, neuerliche Blutkrebs-Erkrankung eines zehnjährigen Jungen aus der Elbmarsch hat Uwe Jensen und die übrigen Mitglieder der „Umweltgruppe Neu-Allermöhe“ in ihrer Forderung bestärkt. Am Freitag abend überreichten sie Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) eine Liste mit rund 2 000 Unterschriften von Allermöher BürgerInnen, die auf eine rasche, regionale Ursachenforschung drängen.
Die Gesundheitsbehörde dagegen will erst die Ergebnisse der bundesweiten Fall-Kontroll-Studie zu kindlichen Krebsformen unter Leitung des Mainzer Professors Jörg Michaelis abwarten, bevor sie über eine weitere, regionale Untersuchung entscheidet. Die Leukämie-Fälle aus der Elbmarsch fließen in die Michaelis-Studie mit ein. Ziel sei, Risikofaktoren und deren Zusammenhang mit der Erkrankung festzustellen. Bisher, heißt es aus dem Bundesumweltministerium, seien nämlich weder die Kernkraft-Hypothese noch sonstige Ursachen-Theorien bestätigt.
Kleinräumige Untersuchungen, wie die BI sie fordert, hält das Hamburger Krebsregister für methodisch schwierig: „Für acht bis zehn Fälle ist zwar eine deskriptive, aber keine analytische Untersuchung möglich“, erklärt Helmut Brand, Leiter der Fachabteilung Gesundheitsberichterstattung. Deshalb sei es sinnvoll, zunächst auf einer höheren Datenbasis nach den Ursachen zu forschen. Und selbst das sei schwierig, weil noch nicht alle Länder ein Krebsregister haben bzw. die Erkrankungen unterschiedlich erfassen.
Für die BI ist klar, daß die deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegende Leukämie-Rate in ihrem Gebiet auf radioaktive Strahlung aus dem AKW Krümmel zurückzuführen ist. Der neue kindliche Leukämiefall sei ein Indiz dafür, daß unbemerkt freigesetzte Radioaktivität zu Belastungen in der unmittelbaren Nachbarschaft des AKWs führten, heißt es in einem offenen Brief der IPPNW-Regionalgruppe (International Physicians for the Prevention of Nuclear War) und der BI gegen Leukämie in der Elbmarsch. Das niedersächsische Sozial- und das Kieler Umweltministerium werden aufgefordert, eine Sondersitzung der Leukämiekommissionen durchzuführen. An das Kieler Energieministerium als Aufsichtsbehörde wird appelliert, „Verantwortung zu übernehmen“ und Krümmel abzuschalten.
Heike Haarhoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen