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Boxer und Bulle

■ Mike Tyson gelang ein merkwürdiger Erstrundensieg gegen Peter McNeeley

Las Vegas (dpa) – Fünf Monate nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, wo er eine dreijährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung absaß, bestritt Mike Tyson seinen ersten Boxkampf seit dem Juni 1991. Damals hatte er Razor Ruddock nach Punkten geschlagen. Am Samstag abend meldete er sich in Las Vegas mit dem erwarteten Blitzsieg gegen Peter McNeeley zurück, wobei das Ende des Fights etwas merkwürdig war. Nach 89 Sekunden der ersten Runde stieg McNeeleys Trainer Vinny Vecchione zur Überraschung aller unerlaubt in den Ring, weil er seinen Schützling, der bereits zweimal zu Boden gegangen war, vor einer ernsthaften Verletzung schützen wollte. „Ich bin froh, daß es vorbei ist und sie den Kampf gestoppt haben. Jeder weiß, daß ich Blut sehen will, aber Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Ich habe gut geboxt“, sagte Tyson ein wenig wirr nach dem kurzen Auftritt, der ihm einen Sekundenlohn von 280.898 Dollar einbrachte.

Begleitet von minutenlangen Ovationen war Tyson aus einem blauen Lichternebel aufgetaucht, auf dem rechten Arm eine Tätowierung von Mao, auf dem linken eine des verstorbenen Tennisstars Arthur Ashe. Siegessicher starrte er McNeeley an, der nervös die Augen schloß, nach dem ersten Gong aber wie ein angeschossener Bulle auf ihn einstürmte. Tyson duckte sich und schickte ihn gleich nach fünf Sekunden mit einer Rechten erstmals auf die Bretter. McNeeley versuchte weiter mit unerwarteter Aggressivität und ohne Angst, einen Glückstreffer zu landen. Der Ex-Champ wich den Schlägen blitzschnell aus und konterte mit einem rechten Haken, der die „weiße Hoffnung“, so Tyson- Promotor Don King, zum zweitenmal von den Beinen holte. McNeeley erholte sich und wollte weiterkämpfen, als Vecchione in den Ring stürzte und seinen Kämpfer damit disqualifizierte.

Die 16.736 Zuschauer im MGM Grand Garden riefen „Betrug“, aber der 26jährige McNeeley sagte: „Ich war echt benommen, und beim zweiten Sturz habe ich mir eine Bänderdehnung im Knie zugezogen. Ich stehe hinter der Entscheidung meines Trainers.“ Selbst Tyson mußte nach dieser Erklärung lachen. Am 4. November wird er das nächste Mal kämpfen, gegen Buster Matthis Jr. oder Bruce Seldon, der im Vorprogramm seinen WM-Titel des Verbandes WBA gegen den Indianer Joe Hipp durch technischen K.o. in der zehnten Runde erfolgreich verteidigte.

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