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Unterm Strich

Kenneth Branagh, ein Name, den man stets mit einem Röcheln (sag beim Abschied leise „röchel“) beenden sollte, dreht im Anschluß an „Mary Shelley's Frankenstein“ nun „In the Bleak Mid-winter“. Is he depressed or what? Irgendein Doofi-Fatzke kam sogar auf die gute Idee, ihn zu fragen, ob dies sein Bergmanfilm sei?! Aber nein. „Es ist eine Komödie“. Es handelt sich offenbar um eine Truppe von Misfits, die versuchen, in einer Kirche, die demnächst an Immobilienhaie verscherbelt werden soll, „Hamlet“ zu drehen. Es ist also wieder alles da, Kunst, Religion, Kommerz bis es euch endlich gefällt. Wenn nicht, braucht er Gewalt. Im Cast lustigerweise: Joan Collins, und dann noch Jennifer Saunders aus „Absolutely Fabulous“. Es sei, so Branagh (ein Name, den man stets mit nur einem „n“ in der Mitte schreiben sollte, d. Korr.), „eine Art Therapie – wenn Sie für zwei Jahre Ihres Lebens in einer dunklen Welt gelebt haben [damit meint er, denken Sie nur, seinen Frankenstein] und nur über Leben und Tod geredet haben, und daß auch noch in einem verdammten Labor, dann braucht man so was mal.“ Über diese Mitteilung sind wir längst in Tränen aus- und unter dem Tisch zusammengebrochen und nach dem Diktat dann verreist.

Am Freitag wird in Bayern der 150. Geburtstag von Ludwig II. gefeiert. Zum Jubeltag boomt das Geschäft mit dem toten Monarchen. Ludwig II. auf Pfefferstreuern, Bierseideln, Hosenträgern und sogar auf Klodeckeln – in den Souvenirläden rund um die Königsschlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee fehlt das Konterfei des Herrschers auf fast keinem Gebrauchsgegenstand. Am Geburtstag selbst können Ludwig-Fans bei einem „Galadiner“ mit „Richard-Wagner-Eis“ auf der MS Seeshaupt über den Starnberger See schippern, an einer Kranzniederlegung des „Vereins zur Aufklärung über das wahre Leben König Ludwigs II.“ teilnehmen oder in Prien am Chiemsee dem Salut der Gebirgsschützen lauschen. Den Wißbegierigen empfiehlt die Kurverwaltung in Schwangau den Vortrag „War König Ludwig geisteskrank?“ im Kurhaus. Auf rund drei Millionen Mark schätzt die bayerische Fremdenverkehrszentrale die jährlichen Einnahmen aus dem landesweiten Tourismus um den Thronerben – das sind etwa zehn Prozent des Gesamtumsatzes des Fremdenverkehrs im Freistaat überhaupt. Andere Tourismus-Experten behaupten dagegen, daß schon allein die Buden um das Schloß Neuschwanstein schätzungsweise 3,5 Millionen Mark im Jahr umsetzen. „Leichenfledderei“ nennt Hannes Heindl, Traditionalist vom 1967 gegründeten „König-Ludwig-Club“ den Trubel um das Jubiläum. „Die blasen den zum Fremdenverkehrskönig auf“, kritisiert der streitbare Bayer. „Das ist Betrug, wenn die Touristen zuerst angelockt werden und dann in Neuschwanstein vier Stunden auf den Eintritt warten müssen.“

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