Unionisten-Führer tritt zurück

■ James Molyneaux (75) gibt nach 16 Jahren den Vorsitz der nordirischen Ulster Unionist Party ab / Nachfolger in Sicht

Dublin (taz) – James Molyneaux, der Chef der nordirischen Ulster Unionist Party (UUP), ist gestern vormittag zurückgetreten. Im Londoner Unterhaus gab er bekannt, daß er den Entschluß am Samstag, seinem 75. Geburtstag, gefaßt habe. „Ich will den Weg für einen Nachfolger freimachen“, hieß es in einer kurzen Presserklärung, „damit er die Partei auf die nächsten Parlamentswahlen vorbereiten kann.“

Die protestantische UUP, die für die Union Nordirlands mit Großbritannien eintritt, ist die stärkste nordirische Partei und stellt neun Abgeordnete im Westminster-Parlament. Sie ging 1974 aus einer Koalition gegen jede Machtbeteiligung von Katholiken in Nordirland hervor. Molyneaux wurde 1979 zum Parteichef gewählt. Hinter seiner zerbrechlichen Statur und ausgesprochenen Höflichkeit verbirgt sich ein unnachgiebiger Politiker, der stets den Ausverkauf protestantischer Interessen wittert. Aus Protest gegen die 1981 von Margaret Thatcher einberufene anglo-irische Regierungskonferenz zu Nordirland zog Molyneaux mit seinen Abgeordneten auf die Oppositionsbänke. Bis dahin hatte man mit den Tories auf den Regierungsbänken gesessen. Im Oktober 1982 verübte eine Splittergruppe der IRA an einem Tag gleich zwei Mordanschläge auf den UUP-Chef.

Seit dem IRA-Waffenstillstand vor einem Jahr wurde die parteiinterne Kritik an Molyneaux immer lauter. Man warf ihm mangelnde Härte gegenüber den nationalistischen Parteien und der Dubliner Regierung vor. Auf dem Parteitag im März errang ein bis dahin völlig unbekannter Gegenkandidat ein Fünftel der Stimmen – ein deutlicher Warnschuß. Als es der UUP nicht gelang, bei einer Nachwahl im Juni den Unterhaussitz für die Grafschaft Down zu gewinnen, gab man Molyneaux die Schuld daran.

Heute beginnen die Beratungen über einen Nachfolger. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten Fraktionsführer Willie Ross und der sicherheitspolitische Sprecher der Partei, Ken Maginnis. Ralf Sotscheck