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Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

Batman Forever USA 1995, R: Joel Schuhmacher, D: Val Kilmer, Nicole Kidman, Tommy Lee Jones, Jim Carey

„Joel Schumachers „Batman Forever“ ist der Tiefpunkt eines Hi-tech-Zyklus, der 1978 mit „Superman“ begann. Es ist etwa so unterhaltsam wie ein Videospiel, das man über die Schultern des Spielers ansieht; der Film ist ohne jeden Witz, ohne erzählerischen Sog und emotionale Kraft. Tim Burton hatte bei seinen ersten beiden Batmanfilmen noch eine persönliche Vision, auch wenn sie bedrückend und düster war. ,Batman Forever' fingiert dagegen nur sein Interesse an den Fragen der Dualität und der dunklen Seiten der menschlichen Natur. Tatsächlich gibt es kaum eine Seite von Val Kilmer, von zweien ganz zu schweigen. Er ist einfach nur blaß – egal ob er nun den Millionär/Playboy Bruce Wayne oder sein verbrecherjagendes Alter Ego hinter einer Gummimaske spielt. Seine romantische Begegnung mit Nicole Kidman ist etwa so prickelnd wie ein Wortwechsel zwischen einem älteren Kunden und der Kassiererin eines Supermarktes.“ (Observer)Ufa-Stern, UT-Kino

Before Sunrise USA 1994, R: Richard Linklater, D: Ethan Hawke, Julie Delphy

Ein amerikanischer Interrailer überredet im Zug eine Französin dazu, mit ihm in Wien auszusteigen, und dann verbringen sie zusammen eine Nacht in dieser Stadt. Mehr passiert nicht in diesem ganz leisen und unspektakuläten Film, aber Regisseur Richard Linklater vermag es so gut, Stimmungen zu schaffen und die Gespräche absolut natürlich klingen zu lassen, daß wir bald ohne jede Distanz mit den beiden durch den Prater schlendern und das Paar langsam vor unseren Augen immer schöner wird. (hip) Modernes

Benny & Joon USA 1993, R: Jeremiah Checkich, D: Jonny Depp, Mary Stuart Masterson

„Benny lebt seit dem Tode der Eltern mit seiner Schwester Joon zusammen, die, wie es im Presseheft so schön heißt, „autistisch veranlagt“ ist. Veranlagt! Alle, die nicht sprechen können, sind hochbegabt, Mathe-Genies und außerdem gefühlsmäßig tief. Wären da nicht manchmal „Angles at My Table“, ahnte man kaum, daß es Autisten einfach dreckig geht, Schluß, aus. Kurz und schlecht: Joon, für die Benny jede Sprechpuppe fahren läßt, wendet sich ihrerseits im Laufe der Schmonzette dem Träumer Sam zu, was wiederum Benny auch nicht recht ist. Nu!“ (taz) Cinema

Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Kroll

Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „ Wortmanns Film ist ein Sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilrichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminiszenzen an das Deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New-Wave-Filme der Achziger.“ (epd-Film) UT-Kino und Apollo (WHV)

The Big Blue /Directors Cut Frankreich 1987, R: Luc Besson, D: Jean-Marie Barre, Rosanna Arquette

Wunderschöne Unterwasseraufnahmen und eine leider ziemlich alberne Geschichte über zwei Taucher, die im ewigen Wettstreit darüber liegen, wer von ihnen am längsten und am tiefsten ohne Atemgerät tauchen kann. Rosanna Arquette stolpert zwischen den Tauchgängen unbeholfen über Bootsplanken und bewundert den schöneren der beiden Wassermänner, doch dieser scheint sich mehr für Delphine zu interessieren. In der ungekürzten Version des Regisseurs ist nun alles noch schöner, noch blauer und noch nasser. (hip) Cinema

Bunte Hunde Deutschland 1995, R: Lars Becker, D: Oana Solomonescu, Peter Lohmeyer

„Hauptsache cool“ muß das erste Gebot des deutschen Regisseurs Lars Becker sien, denn in seinem Film wird jede Situation und jede Filmfigur bis zum Verecken aufs Coolsein hin abgeklopft. So läßt er seine Helden gerne in großen Macho-Gesten sterben, und für einen schön schnoderigen Spruch läßt er jede psychologische Motivation sausen. Vom ersten mit lässiger Nonchalanche geknackten Auto an weiß man, daß es böse enden muß mit Beckers drei Helden, die heillos romantisch durch die Straßen von Hannover marodieren. Etwa eine Stunde lang ist diese Räuberpistole trotz allem interessant anzusehen, denn Becker hat ein sicheres Gespür für Drehorte, Beleuchtung, Schnitt und Musik. Aber im letzten Drittel zeigt er leider einen Gefängnisausbruch mit Geiselnahme, und dabei stellt er nur nach, was man eh alle paar Wochen in den Fernsehnachrichten sieht. (hip) Filmstudio und Casablanca (OL)

C

Casper USA 1995, R: Brad Silberling , D: Christina Ricci, Eric Idle

„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein morphologisch extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“ und „Roger Rabbit“ entwickelt wurden. Die Formen fließen ineinander, alles ist eine Frage der Möglichkeiten. Nicht nur die Filmzitate und Star-Cameos weisen über den Film hinaus. Die Marketing-Strategen von Universal scheinen mit einigen Action-Sequenzen der Produktion die neuste Studio-Tour vorzubereiten. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme: Er ist so schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, Ufa-Palast

Congo USA USA 1995, R: Frank Marshall, D: Dylan Walsh, Laura Linney, Tim Curry u.a.

Eine Forscherexpedition sucht im afrikanischen Urwald nach einer sagenumwobenen, untergegangenen Stadt. Doch statt auf Schätze stößt der bunt zusammengewürfelte Trupp auf allerlei Hindernisse wie böse Nilpferde und einen kriegerischen Urwaldstamm und schließlich auf hochintelligente, aggressive Affen. Im Grunde sieht das Ganze aus wie ein Schnellschuß im Spielberg-Stil, familiengerecht zurechtgeputzt, jederzeit austauschbar und ohne rechte Phantasie. Ein Dschungelbuch für Arme. (Bremer) City, UT-Kino

Crimson Tide USA 1995, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Gene Hackman

„Geradezu idealtypisch sind zwei Männer gegenübergesetzt, deren Konfrontation von Anfang an unvermeindlich erscheint. „Top Gun“ unter Wasser – diese Befürchtung erfüllt sich dabei glücklicherweise nicht. (epd-Film)Ufa-Stern

D

Delicatessen Frankreich 1991, R: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro, D: Dominique Pinon, Jean-Claude Dreyfus

„Delicatessen spielt in einer gar nicht so fernen Zukunft, in der die Fleischliebhaber aller Länder endgültig das Nachsehen haben. Hin und wieder verschwindet ein armer Mensch in den Arbeitsräumen des schmierigen Schlachters, und dann freut sich die ansässige Hausgemeinschaft über Leberpfanne und Herzragout. Jeunet und Caro verstehen es meisterhaft, die blutrünstigen Gedanken hungriger Schlachter mit dem bebrillten Charme kluger, aber schüchtener Fleischerstöchter zu paaren. Die gierige Hausgemeinschaft könnte dem Gruselkabinett des Dr. Caligari entsprungen sein, und doch sind es nur die armen Schweine von nebenan.“ (taz) Cinema

Don Juan De Marco USA 1994, R: Jeremy Leven, D: Johnny Depp, Marlon Brando, Faye Dunaway

Schönster Eskapismus, bei dem die Flucht in eine Traumwelt selbst zum Thema wird. Ein junger Amerikaner mit spanischem Akzent und Kostüm wird von einem Psychiater behandelt: Er glaubt, der größte Liebhaber der Welt zu sein. Seine Phantasiewelt ist so poetisch und sinnlich, daß er den abgebrühten Seelenklempner und den Zuschauer schnell davon überzeugt, daß es sich in solch einem Wahn viel besser leben läßt als in der schnöden Realität. Johnny Depp spielt diesen Traumtänzer mit viel Charme und Witz. Aber die Sensation des Films ist, daß der alte, fette und nuschelnde Brando scheinbar ohne jede Anstrengung noch viel verführerischer wirkt als sein junger Co-Star. (hip) Schauburg, UT-Kino

Dornröschen und der Prinz USA 1958, R: Clyde Geronimi

„Obwohl diese Disneyproduktion nur selten die Höhen von Klassikern wie „Schneewitchen“ oder „Dumbo“ erreicht, hat sie durchaus ihre Momente. Die typischen Disney-Elemente gibt es hier zuhauf: polierte, wenn auch manchmal schwerfällige Animation, zuckersüße Filmmusik basierend auf Tschaikowskis Ballett, eine zierlich, fade Prinzessin, ein Prinz mit eckigem Kinn und viele niedliche Tierchen im Wald.“ (Time Out) Ufa-Palast, UT-Kinocenter

The Dubliners in Germany Bremen 1995, R: Willie Burger

Ein Konzertmitschnitt der irischen Folkloreband, gespickt mit Interviews der Musiker. Gefilmt von dem Bremer Filmemacher Willie Burger, dem man hierfür ganz bestimmt nicht den Vorwurf von allzuviel Originalität machen kann. Kino 46

E

Exotica Kanada 1994, R: Atom Egoyan, D: Bruce Greenwood, Mia Kirshner

Die Welt des hochtechnisierten „anything goes“ ist ein Chaos, und um sich darin auch nur halbwegs zurecht zu finden, schaffen sich die Menschen eigene Rituale, Regeln und Gefühlswelten. In „Exotica“ hat sich jede Filmfigur so ihre eigene Wirklichkeit geschaffen, und der Reiz des Filmes besteht in erster Linie darin, daß wir langsam erkennen, wie diese ganz verschiedenen Lebensentwürfe aussehen. In dem Nachtclub Exotica, dem Mittelpunkt der Spielhandlung, ziehen sich zwar auch Frauen für Männer aus, aber eigentlich zeigt dieser Film einen faszinierenden Seelen-Striptease. (hip) Gondel

F

Farinelli Belgien 1994, R: Gerard Corbiau, D: Stefano Donisi, Jeroen Grabbe

„Um den mystischen Glamour des legendären Kastraten Farinelli (1705 bis 1782) dreht sich dieser opulente Spielfilm, der den Farinelli zwar mediengerecht verfälscht und die Historie effektvoll zurechtbiegt, aber auch ein sehenswertes Bild vermittelt von der Faszination eines Phänomens und von der Epoche, die es anhimmelte. Corbiaus Reißer verschafft einen kurzweiligen Einblick in barockes Entertainment und das theatralische Leben seines größten Verführers.“ (Der Spiegel) Atlantis, Cinema und Apollo (WHV)

Ferien auf Saltkrokan Schweden 1964, R: Olle Hellbom

Kongeniale Verfilmung von Astrid Lindgrens Roman, über den die Süddeutschen Zeitung schrieb: „Es ist Sommer, man fühlt ihn auf der Haut, man ist Malin oder Niklas oder Melcher oder Teddy. Und die eigentliche Handlung? Gibt es nicht, es sei denn: Sommer auf einer Insel. Fischen, Baden, Umherstreifen, Träumen; oder: Familienalltag und -sonntag, Freundschaft mit Menschen und Tieren.“ Kino 46

Forget Paris USA 1995, R: Billy Crystal, D: Billy Crystal, Debra Winger

„Die kuriosen und aberwitzigen Szenen einer Ehe: Ein Basketball-Schiedsrichter (Crystal) verliebt sich in Paris in die Angestellte einer Fluglinie (Winger), die im hilft, den verlorenen Sarg seines Vaters wiederzufinden. Der Regisseur Billy Crystal hat eine muntere Achterbahnfahrt ohne allzu große Fallhöhe inszeniert. Trotz unterschiedlicher schauspielerischer Temperamente stimmt die Chemie zwischen Crystal und Winger, und sie werden von einem gut aufgelegten Darstellerensemble (Joe Mentegna, Julie Kaver) unterstützt.“ (tip) UT-Kinocenter, UFA Palast

Eine französische Frau Frankreich/Großbritannien/Deutschland 1995, R: Regis Wargnier, D: Emmanuelle Beart, Daniel Auteuil, Heinz Bennet

„Die 19jährige Französin Jeanne heiratet am Vorabend des Zweiten Weltkrieges den jungen französischen Offizier Louis. In die Rolle der geduldig wartenden Soldatengattin und Mutter kann sie sich schlecht fügen. Als sie sich leidenschaftlich in den Deutschen Mathias verliebt, muß sie sich zwischen Pflicht, Familie und Liebe entscheiden. Das mit historischen Bezügen angelegte Liebesdrama leidet streckenweise an seiner allzu grandiosen Inszenierung. Platte Momente wechseln mit eindringlichen. Letztere verdankt der Film vor allem einer idealen Rollenbesetzung. Bei Emmanuelle Beart in dieser Rolle werden Erinnerungen an Jeanne Moreau und Truffauts „Jules et Jim“ wach. Einem solchen Vergleich hält Wargniers Film jedoch in den wenigsten Momenten stand.“ (Zoom) City, Gondel, Casablanca (OL)

H

Half Life Australien 1985, R: Dennis O'Rourke / Originalfassung mit Untertiteln

„Dennis O'Rourkes Dokumentarfilm handelt von den Auswirkungen eines amerikanischen Atomtests auf das Leben der Einwohner der Marschall-Inseln, die nur als Tüpfelchen auf der Karte des Süd-Pazifik erscheinen. Der Film verbindet die vor kurzem von den USA freigegebenen Geheimdokumente über den „Bravo -Test“ (1954) mit aktuellen Reportagen und Interviews der Einwohner von Rongelap, die nicht von ihrer Insel evakuiert wurden, obwohl radioaktiver Niederschlag zentimeterdick den Boden bedeckte. Das Verbrechen, das an unschuldigen, gutgläubigen Menschen verübt wurde, die Zeitungskommentatoren in den 40er Jahren immer als „Wilde“ bezeichneten, wird hier qualvoll-realistisch dargestellt.“ (David Stratton) Kino 46

Harte Jungs – Bad Boys USA 1995, R: Michael Bay, D: Martin Lawrence, Will Smith

„Actionkomödie um zwei farbige US-Comedy-Stars, die harten Thrill und wortlastige Verwechslungskomödie vereinen soll. Ein mißglückter Vesuch, der das Dilemma eines ganzen Genres offenbart: zwischen irrwitzig schnellen Action-Teilen viel Handlungszeit überbrücken zu müssen.“ (Filmdienst) UT-Kinocenter, Ufa-Stern

Homerun USA 1995, R: Ron Shelton, D: Tommy Lee Jones

„Nicht in erster Linie ein Sportfilm, auch wenn seine Hauptfigur der legendäre Baseballspieler Ty Cobb ist. Seine Aggressivität und Rücksichtslosigkeit auf dem Spielfeld bewahrte er sich auch im Privatleben. Ein Film über Legende und Wahrheit und die Kraft von Mythen, der man sich so leicht nicht entziehen kann, ist „Cobb“ (Originaltitel) nicht zuletzt ein Solo für Tommy Lee Jones, der als bester und bestgehaßter Baseballspieler alle Register seines Könnens unter Beweis stellen kann.“ (tip) Atelier

J

Judge Dredd USA 1995, R: Danny Cannon, D: Sylvester Stallone, Jürgen Prochnow, Max von Sydow

„Den 26 Jahre alten britischen Regisseur Danny Cannon kann man für seine selbstbewußte Kriegsführung bei dem Multi-Millionen-Dollar-Actionfilm „Judge Dredd“ nur loben. Er und sein riesiges Team lieferten eine saubere, professionelle Arbeit, indem sie den populären Comic-Strip auf die Leinwand brachten. Der Film ist aber dennoch nur eine recht gewöhnliche Angelegenheit mit einer spektakulären Zahl an Leichen pro Filmminute, angesiedelt in einer inzwischen wohlbekannten apokalyptischen Zukunft, die mit vielen Anleihen von „Metropolis“, „Blade Runner“ und „Mad Max“ zusammengesetzt wurde. Der feixende, muskelbepackte Stallone ist die Idealbesetzung für „Judge Dredd“, diese fantastische Mischung aus Polizisten, Staatsanwalt und Scharfrichter, Verteidiger des Rechtes in einem vergifteten, anarchistischen Amerika des 21. Jahrhunderts. 'Gefühle, dagegen müßte es ein Gesetz geben', knurrt er wütend.“ (Observer)UT-Kinocenter, Ufa-Palast

K

Kleine Giganten USA 1995, R: Dwayne Dunham, D: Rick Moranis, Ed O'Neill

„American Football begeistert die Amerikaner immer noch– und nicht nur die großen! Ausgerechnet Rick Moranis, selbst nicht gerade hochgewachsen, soll eine Football-Mannschaft von Dreikäsehochs zum Erfolg führen. Außerdem mit von der Partie: Ed O'Neill, besser bekannt als Al Bundy. Nette Warnerkomödie.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

Kleine Morde unter Freunden GB/Schottland 1993, R: Danny Boyle, D: Kerry Fox, Christopher Eccleston u.a.

Als drei schottische „Yuppies“ einen Geldschatz finden, hält in ihrer Wohngemeinschaft der Horror Einzug in Gestalt einer verwesenden Leiche und zweier Killer, die die Beute brutal für sich beanspruchen. Boyles exzentrisches Kinodebüt ist mehr als eine makabre Kriminalkomödie, im Grunde ist es ein entlarvendes Psychogramm einer Gesellschaft, in der Opportunismus, Habgier, Gemeinheit, Gewalt und Lüge das Leben bestimmen. (tip) Cinema, City

L

Living in Oblivion USA 1995, R: Tom DiCillo, D: Steve Buscemi

Machmal passieren die wirklich interessanten Dinge bei den Dreharbeiten zu einem Film nicht vor, sondern hinter oder neben der Kamera. Der unabhängige Regisseur Tom DiCillo aus New York ist nicht der erste, der einen Film über des Drehen eines Filmes drehte, aber eine gelungene Komödie zum Thema „Film im Film“ hat es bis jetzt noch nicht gegeben. Die im Kino sonst so heilige Illusion des Filmbildes wird hier immer wieder mit einer unbändigen Lust zerstört: Da bewegen sich Mikrophone in den Blickwinkel der Kamera, Lampen brennen durch, Schauspieler vergessen ihre Einsätze, der Assistent vergißt, die Schärfe einzustellen oder der Kameramann haut dem Star die Nase blutig. DeCillo läßt keine Katastrophe aus, und dem Zuschauer wachsen die armen Tröpfe, die da so verzweifelt versuchen, ein wenig brauchbares Material auf den Film zu bannen, schnell an Herz. (hip) Cinema

Local Hero Großbritannien 1983, R: Bill Forsyth, D: Peter Rieger, Burt Lancaster

„Eine magische Komödie von dem schottischen Regisseur Forsythe, der die Menschen in seinem Film beobachtet, als wären sie einzigartige Kreaturen in einem merkwürdig zusammengewürfelten Zoo. Die Geschichte handelt von einem amerikanischen Manager, der nach Schottland geschickt wird, um ein Fischerdorf zu kaufen und dabei etwas für ihn völlig Neues erlebt: Freude. Er spricht nie über seine Liebe zu den Dorfbewohnern, dem Strand, der glitzernden Küste, dem Licht der Sterne und dem guten, dunklen Bier; wir sehen die Wirkung von all dem auf seinem wehmütig-verblüfften Gesicht. Forsyth wird selten deutlich zu einem Thema – der Film ist wie eines dieser schönen englischen Lieder, die gefüllt sind mit Tra-la-la-la-las. Burt Lancaster bringt eine kaiserliche, romantische Aura in die Rolle von Rieglers Chef– eines Ölmagnaten, dessen Penthouse ein privates Planetarium beinhaltet. Der Film hat einen originellen, federweichen Charme.“ (Pauline Kael) Kino 46

M

The Man Who Knew Too Much England 1934, R: Alfred Hitchcock, D: Leslie Banks, Edna Best, Peter Lorre / Originalfassung

Bekannter ist Hitchcocks eigenes Remake dieses Films aus dem Jahre 1956, in dem James Stewart den naiven Amerikaner und Doris Day das hysterische Muttertier spielt. Hitchcock selbst nannte diesen englischen Film in seinem Gespräch mit Truffaut das Werk eines „begabten Amateurs“ im Gegensatz zu seiner professionellen Arbeit in Hollywood. Aber unter den Kritikern sind die Meinungen darüber, welcher Film der bessere ist, gespalten. „Much more fun than the expensive remake“ urteilt nicht nur Halliwell, denn unter anderem spielt statt der doch recht penetranten Doris Day hier Edna Best die Heldin mit viel mehr Pfiff und Peter Lorre war in seiner ersten Rolle in Englisch als orientalischer Fiesling schon unübertrefflich komisch. (hip) Kino 46

Michel in der Suppenschüssel Schweden 1973, R: Olle Hellbom

Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Filme durfte nach diesen riesigen Erfolgen zwar immer noch keine Filme für Erwachsene drehen, aber immerhin einen Dreiteiler nach einem Buch von Astrid Lindgren, in dem auch mal ein kleiner frecher Junge den Erwachsenen lustige Streiche spielt. Dies ist der mittlere Teil der Trilogie. Atlantis

N

Nur über meine Leiche Deutschland 1995, R: Rainer Matsutani, D: Katja Rieman,Udo Klier

„Regisseur Matsutani zieht sämtliche Register in seiner Fantasy-Komödie. Fiese Killer, bösartige Ehefrauen, ein pathologisch selbstsicherer Macho und ein selbstloses Mauerblümchen gehören ebenso zum Personal wie ein sprechender Truthahn und ein mutierter Riesenfisch. Dazu kommen ein rabenschwarzer Grundton, gehässige Dialoge, pointensicheres Timing und eine hervorragende Schauspielerriege. Eine erfrischend andere Komödie im deutschen Beziehungskomödien-Einerlei.“ (tip) Filmstudio, Ufa-Palast

O

Outbreak USA 1995, R: Wolfgang Petersen, D: Dustin Hoffman, Donald Sutherland

In Wolfgang Petersens neuem Thriller über aus der Kontrolle geratene biologische Kampfstoffe kann man es wirklich mit der Angst bekommen, denn nichts, was er zeigt, wirkt besonders fantastisch oder unrealistisch. Die Story könnte morgen genauso in der Zeitung stehen. Anders als bei Petersens Erfolgsfilm „In the Line of Fire“ ist hier das Szenario wichtiger als die einzelnen Szenen, und manchmal artet der Film in eine von Hollywoods Materialschlachten aus. (hip)Ufa-Stern

P

Power Rangers USA 1995, R: Bryan Spencer, D: Karan Ashley, Johnny Yong

„Wenn die Worte „Go, go, Power Rangers!“ nicht die TV-Titelmusik in Ihrem Kopf klingeln lassen; wenn Sie fragen müßen, was ein Zord ist, dann haben die Power Rangers Ihren Haushalt verschont und sie haben viel Geld gespart. Der Film mag Ihnen Kopfschmerzen verursachen, schon wenn Sie nur daran denken, wieviel neues Spielzeug er massenhaft in die Welt setzen wird, aber Ihr fünfjähriger Sohn wird ihn wahrscheinlich unwiderstehlich finden – und das mehr als einmal!“ (New York Times) UT-Kino

Die Stadt der verlorenen Kinder Frankreich/Spanien/Deutschland 1995, R: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro, D: Ron Perlman, Daniel Emilfork

In einer namenlosen Stadt, die ihrer eigenen Kanalisation ähnelt, werden immer wieder Kinder geraubt. Die Entführer bringen sie zu einer Plattform auf dem offenen Meer, dort haust Krank, ein psychisch mißgestalteter Homunkulus, der versucht seine innere Leere zu füllen und den überschnellen Alterungsprozeß zu stoppen, indem er den gefangenen Kindern die Träume aussaugt. Weit mehr als in „Delicatessen“ wird Tricktechnik als Selbstzweck zelebriert: Die überbordende Phantasie läßt eine zu wenig durchdachte Geschichte zerfasern; so treten auf der einen Seite Längen auf, während andererseits die Funktionen verschiedener Figuren unklar bleiben.“ (Zoom) Schauburg, Ufa-Palast und Casablanca (OL)

Stirb Langsam: Jetzt erst recht USA 1995, R: John McTiernan, D: Bruce Willis, Jeremy Irons

„Was die Fans erwarteten, und was dieser Film auch bietet, ist pure Action mit noch größeren Explosionen und Stunts. Aber durch ein schwaches Drehbuch ist dies dennoch der schwächste von den drei „Die Hards.“ Was fehlt , ist der selbstironische Witz der von Willis gespielten Filmfigur John McClane.“ (New York Times) Modernes, Ufa-Palast, UT-Kino

T

Tim und Struppi am Haifischmeer Belgien/Frankreich 1972, R: Raymond Leblanc

Steven Spielberg hat ja schon vor Jahren versprochen, bald mal eine Spielfilmversion von einem Tim und Struppi-Comic zu machen. Aber solange wir noch auf Harrison Ford mit Tims toller Haartolle warten müßen, bleibt nichts als diese Zeichentrickfilme, die im Fernsehen alle Jahre nochmal im Morgenprogramm wiederholt werden. Schauburg

U

Und täglich grüßt das Murmeltier R: Harold Ramis, D: Bill Murray, Andie McDowell

Eine der witzigsten Zeitreise-Storys der Filmgeschichte: Ein zynischer Medienmann, der Fernsehwetterfrosch Murray, wird jeden Morgen in den selben, vorhergehenden Tag zurückgeworfen – Grund: Er soll's nochmal versuchen und besser machen, vor allem: ein besserer Mensch werden. Das klingt scheußlich moralinsauer. Aber der Film führt dabei so genau und witzig die kleinen und gemeinen Details unseres Alltagslebens vor, daß man alsbald mit dem tragischen Held mitleidet, der Jahr um Jahr denselben Tag durchleben muß. Ufa-Stern

W

Während du schliefst ... USA 1995, R: Jon Turteltaub, D: Sandra Bullock, Peter Gallagher

„Während du schliefst ...“ erzählt die wunderbare Aschenputtel-Geschichte der Fahrkartenverkäuferin Lucy aus Chicago. Romanzen dieser Art spielen stets in einer Parallelwelt, in der Verwechslungen und Zufälle das Leben beherrschen und manche Wahrscheinlichkeitsregeln aufgehoben sind. Wer soll schon ernsthaft glauben, daß zunächst nur ein einziger Mann in ganz Chicago an Sandra Bullock Gefallen findet. Aber damit der Zauber wirken kann, brauchen gerade Romanzen Hauptdarsteller, die ihnen Bodenhaftung geben, den Anschein von Wirklichkeit. Darum ist Sandra Bullock eine ideale Besetzung. Sie ist keine Fee, sondern handfest, leicht verwirrt und stark verstrubbelt.“ (Der Spiegel) Europa und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Wiedersehen auf Bullerbü Schweden 1961, R: Olle Hellbom, D: Kaj Anderson

„Fortsetzung der Astrid-Lindgren-Erzählung „Die Kinder von Bullerbü“. Hauptsächlich geht es um einen achtjährigen Jungen, der Angst vor dem Zahnarzt, aber einen lockeren Zahn hat. Amüsante und unbeschwerte Episoden, in denen eine heitere und idyllische „Gegenwelt“ voller Harmonie geschaffen wird.“ (Rowohlt Filmlexikon) City

Y

Yankee Zulu Südafrika 1993, R: Gary Hofmeyr, D: Leon Schuster, Wilson Dunster u.a.

„Der Autor und Hauptdarsteller Leon Schuster hatte eine brillante Fernsehshow: die „versteckte Kamera“ Südafrikas. Danach machte der burische Komiker erfolgreich Komödien im eigenen Land. Doch seine Satire auf unverbesserliche Rassisten, dämliche Fernsehshows und die Affären des britischen Königshauses ist politisch zu flach, komödiantisch zu fett und darstellerisch zu ungehobelt.“ (tip) Ufa-Stern

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