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Brandanschlag auf Wohnhaus von Kurden

■ Die Bewohner blieben unverletzt. Freiburger Polizei vermutet Täter unter linken kurdischen Gruppen. PKK bestreitet die Täterschaft beim Anschlag von Ulm

Freiburg/Ulm (AP) – Bei einem Brandanschlag auf ein von Kurden bewohntes Einfamilienhaus im südbadischen Müllheim ist am Dienstag abend Sachschaden von rund 150.000 Mark entstanden. Wie die Polizeidirektion Freiburg gestern mitteilte, brannte das Haus der dreiköpfigen Familie fast völlig aus. Die Bewohner waren abwesend, als um 21.12 Uhr ein Molotowcocktail gegen das Gebäude geworfen wurde. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb zunächst erfolglos.

Nach Angaben der Polizei liegen keine Anhaltspunkte für einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat vor. Aufgrund vorausgegangener Drohungen gegen die Bewohner würden die Urheber des Brandanschlags statt dessen unter Angehörigen linksgerichteter kurdischer Gruppierungen vermutet. Entgegen anderslautenden Meldungen sei es aber bei den Drohungen nicht um Schutzgelderpressungen gegangen, betonte ein Polizeisprecher auf Anfrage.

Auch der Sonderkommission des Landeskriminalamts Baden- Württemberg, die mit der Aufklärung der Hintergründe des Ulmer Anschlags beschäftigt ist, fehlt nach Angaben von LKA-Sprecherin Heide Bortz „die berühmte heiße Spur“. In der Nacht zum Dienstag waren in dem 22stöckigen Wohn- und Geschäftskomplex „Universumcenter“ zwei 21 und 30 Jahre alte Afrikaner umgekommen. Die beiden Männer hatten sich mit dem Lift vor dem Feuer in Sicherheit bringen wollen und waren auf der Flucht qualvoll erstickt. Wie die LKA-Sprecherin mitteilte, ist mittlerweile erwiesen, daß der oder die Täter eine Fensterscheibe in einem im Erdgeschoß gelegenen türkischen Import/Export-Geschäft mit einem Gullydeckel eingeschlagen und danach einen mit einem Brandbeschleuniger gefüllten Moltowcocktail geworfen hatten. Die Ermittlungen liefen in alle Richtungen, auch in bezug auf die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK). Ein Bekennerschreiben sei nicht aufgetaucht.

Die PKK hat die Verantwortung für den Brandanschlag zurückgewiesen. „Wir möchten unmißverständlich ausdrücken, daß wir mit den Anschlägen in Bielefeld und Ulm nicht das geringste zu tun haben“, heißt es in einer Erklärung der PKK-Propagandaorganisation ERNK.

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