piwik no script img

BLG-Chef Stuchtey abgesetzt

■ Bremer Lagerhaus „nicht kaufmännisch“ geführt / SPD beginnt Umzug des Häfenressorts zu differenzieren / Vulkan-Dementis zu Hennemann

Absetzung

Den ganzen Nachmittag über tagte gestern der Aufsichtsrat der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG). Das Thema benannte der Hafen-Politiker und AfA-Vorsitzende Heinz Wenke drastisch so: „Der soll bitte gehen. Weil er unfähig ist.“ Gemeint ist der Vorstandsvorsitzende Rolf Stuchtey.

Gegen 19 Uhr kam dann die knappe Meldung: Stuchtey habe den aufsichtsrat um seine Beurlaubung vom 5.9.1995 an gebeten. „Der Aufsichtsrat hat dem Ersuchen entsprochen.“ Stuchtey werde „wieder vermehrt wissenschaftlich beratend tätig werden“.

Nicht die wissenschaftliche Qualifikation Stuchtey will auch der SPD-Politiker Wenke bewerten. Von der hatten sich die Aufsichtsräte – die BLG ist ein vom Land beherrschtes Unternehmen – blenden lassen. Als er dann auf dem Stuhl saß, auf den ein Kaufmann gehört, so Wenke, da sei schnell deutlich geworden, daß er kein Kaufmann ist.

Fehlentscheidungen werden Stuchtey nicht vorgeworfen, eher daß er betriebsinterne Prozesse nicht vorangetrieben habe. Von einer fälligen „Umstrukturierung“ ist die Rede, und sogar bei „Rationalisierungsprozessen sei „der Betriebsrat weiter als der Vorstandsvorsitzende“ gewesen, sagt Wenke.

Hafenressort soll teilweise umziehen

Mit dem Umzug von Hafen-Verwaltung nach Bremerhaven hat das Thema für Wenke nichts zu tun. „Die Dienstleistung der BLG soll bitteschön hier in Bremen bleiben“, sagt der überzeugte Bremerhavener SPD-Abgeordnete – aus denselben Gründen, aus denen die Hafenwirtschaft auch in Bremen bleiben wird. Für das Senatsressort gilt dies allerdings nicht: „Ein Signal“ wäre der Umzug der Häfenbehörde, findet Wenke, „daß der Bremer Senat bereit ist, in Bremerhaven Flagge zu zeigen“. Der Umzug der Behörde hätte damit rein politische Gründe und keine fachlichen.

Ausgenommen vom Umzug sollten deshalb auch Arbeitsbereiche sein, deren Nähe zur Stadt Bremen in der Sache begründet ist: „Die Flughafenaufsicht wollen wir nicht vom Luneort aus machen. die muß hierbleiben“, differenziert der SPD-Abgeordnete. auch die Leute, die die stadtbremischen Hafengründstück verwalten, sollten ihren Arbeitsplatz nicht in Bremerhaven haben. In diesem Sinne müsse beim Umzug des Ressorts ein Kompromiß gefunden werden.

Vulkan-Dementis

Mit zwei deutlich unterschiedlichen Erklärungen haben Aufsichtsrat und IG Metall gestern auf die Weser-Kurier-Spekulationen reagiert, daß der Vorstandsvorsitzende Friedrich Hennemann abgelöst werden soll. (vgl. untenstehendes Hennemann-Porträt.) Der Aufsichtsratsvorsitzende „ist nicht bereit, sich durch spekulative Überlegungen in den Medien, die sich auf ungenannte Quellen berufen und Interessen zu vertreten scheinen, eine Personaldiskussion aufzwingen zu lassen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates sieht deshalb keine Veranlassung, diese Berichte zu kommentieren“, heißt es in dem Statement. Die Erklärung vermeidet offenbar ein bewußtes Bekenntnis des Aufsichtsrates zu seinem Vorstands-Chef.

Ganz anders der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und IG Metall-Bezirksleiter Teichmüller. Der weist „empört“ die Spekulationen zurück. Durch die gezielten Meldungen werde das Unternehmen „fahrlässig ins Gerede gebracht“. Teichnmüller „befürchtet, daß hier irgendjemand eine Spur legen will...“ Und Teichmüller verweist ausdrücklich darauf, „daß diese Meldungen aus Bremen kommen“. Die Spur scheint für ihn nach Bremen zu weisen. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen