■ Flaschenpost
: Saulus wird Paulus

Papeete (taz) – John Doom, Exekutivsekretär des Weltkirchenrats für die Pazifikregion, erzählt, wie er zum aktiven Atomtestgegner wurde:

„18 Jahre lang, bevor ich 1989 zum Weltkirchenrat nach Genf ging, war ich Generalsekretär der evangelischen Kirche hier in Französisch-Polynesien. Schon seit den ersten Atomtests im Pazifik, den Tests, die die USA ab 1954 auf Bikini durchgeführt haben, hat sich die evangelische Kirche im Pazifik gegen die Atomtests engagiert.

Aber ich, ich war damals Journalist hier in Papeete, und was die Bombe anbelangt, habe ich geglaubt, was die Franzosen uns erzählt haben: daß die Atombombe wichtig ist zur Verteidigung des Weltfriedens und daß die Tests vollkommen harmlos sind. So habe ich es über das Radio verbreitet.

Als die erste Atombombe auf Moruroa explodierte, war ich dabei als Übersetzer des französischen Ministers für die Überseeterritorien, auch er ein Militär, ein General namens Billotte. Wir standen auf einer Anhöhe auf der Insel Mangareva, die ungefähr 400 Kilometer von Moruroa entfernt ist. Die Explosion fand am 2. Juli 1966 um 5.34 Uhr statt, daran erinnere ich mich genau; die Franzosen machen ihre Test immer sehr früh morgens. Wir mußten uns umdrehen, hat man uns gesagt, und die Augen zumachen und bis 60 zählen. Dann durften wir uns wieder zurückdrehen. Ich habe den ersten Atompilz über Moruroa gesehen, und ich war damals sehr stolz darauf.

Doch gegen 10 Uhr kam auf einmal Unruhe auf. Der Wind hatte gedreht, und bei den französischen Militärs herrschte plötzlich große Aufregung. Wir wurden schnell zu einem Flugzeug gebracht und flogen sofort ab. Seitdem konnte ich nicht mehr glauben, daß die Bombe harmlos ist. Die über 500 Einwohner von Mangareva mußten natürlich dableiben, und niemand hat ihnen etwas gesagt.“

Als John Doom mit seiner Erzählung fertig ist, läuft ihm eine Träne über jede Wange. Doom heißt auf deutsch Verhängnis. Nicola Liebert