: Wanted: Ökologisch korrekter Computer
■ BUND, Öko-Test und Münchener Forscher fahnden nach dem Öko-PC
Berlin (taz) – Die Ermittlungen in Sachen Umweltverträglichkeit von Computern schreiten voran. Jetzt hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zum zweiten Mal seine „Umwelt-Computer-Liste“ veröffentlicht. Dem Umweltverein, dem es aber an Geld und technischer Ausrüstung mangelt, half dabei die Zeitschrift Öko-Test. In der Septemberausgabe untersuchte sie zum ersten Mal die meistverkauftesten und umweltfreundlichsten PC-Modelle bekannter Firmen.
Geprüft wurden der Verzicht auf Problemstoffe, die Bedienerfreundlichkeit bei langem Arbeiten am Computer, die Austauschbarkeit von defekten Einzelteilen, die Rücknahmepolitik der Firmen sowie die Verpackung der Computer. Dabei schnitten Hersteller wie Apple und AT&T extrem schlecht ab. Im Mittelfeld liegen Siemens- Nixdorf, NEC und Vobis. Gute Ergebnisse erzielten Compaq und IBM.
Schweres Magengrimmen verursachte den Testern vor allem die Flammschutzmittel im Computergehäuse. Hatten einige Hersteller wie AT&T, Peacock und Vobis dem BUND angegeben, daß sich keine solchen Stoffen in ihren Produkten befinden, stellte Öko-Test jedoch genau das Gegenteil fest. Bromierte Flammschutzmittel werden bei PCs verwendet, um die Entstehung von Feuer zu verhindern. Besonders die polybromierten Biphenyle (PBB) und polybromierten Diphenyleter (PBDE) werden als gesundheitsgefährdend eingestuft. Darüber hinaus gelten sie als schwer abbaubar und kommen über die Ernährung wieder beim Menschen an. In der Untersuchung von Öko-Test enthielten über die Hälfte der Geräte solche Chemikalien.
Auch die Entsorgung der PCs bereitet weiterhin Probleme. Weil vom Umweltministerium keine verbindliche Elektronikschrottverordnung vorliegt, ist der Entsorgungskreislauf nicht geschlossen. Von den 14 getesteten Computern werden denn auch nur die Hälfte gratis von den Herstellern zurückgenommen.
Zusammen mit den PC-Ökobilanzen, die die Computerzeitschrift c‘t im August veröffentlichte, hat sich die Informationslage im Fall Green-PC gelichtet. In den Untersuchungen am Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Kraftwerkstechnik der TU München wurde jetzt Energieaufwand und -verteilung im PC-Produktzyklus berechnet. Ernüchterndes Ergebnis: Die Herstellung eines PCs verschlingt soviel Energie wie ein Haushalt in neun Monaten. Julia Seidl
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