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Auf Empfehlung von Perschau

■ Die Wahl von Ernst-Ulrich Pfeifer (CDU) sorgt für Zoff in der SPD

Plötzlich ist es still geworden am anderen Ende der Telefonleitung. Ernst-Ulrich Pfeifer (CDU), der frischgewählte Bürgerschaftsdirektor schweigt, als er gefragt wird, ob er mit Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) über den freien Job in Bremen gesprochen hat. Perschau war von 1991 bis 1993 Innenminister in Sachsen-Anhalt – wegen der „Gehälter-Affäre“ trat er zurück. Auch Pfeifer wechselte 1991 nach Magdeburg ins Referat für kommunale Wirtschaft. Zuvor war er sechs Jahre lang Stadtdirektor in Rotenburg (Wümme).

„Nun ja“, leitet Pfeifer seine Antwort nach etwa einer halben Minute ein. „Ich hab' Perschau angerufen, um ihm zu gratulieren. Der Posten war aber kein Thema.“ Und später? Pfeifer schweigt wieder. „Ja“, sagt er schließlich. „Wir haben darüber gesprochen. Aber, daß mein Parteibuch eine Rolle gespielt hat, glaube ich nicht.“

Mit einer Mehrheit von 5:1 ist Pfeifer vom Bürgerschaftsvorstand gewählt worden. Spätestens zum 1. November soll der 46jährige Jurist die Nachfolge von Rolf Lindhorn antreten. CDU, SPD und AfB hatten für ihn gestimmt. Die Gegenstimme kam von den Grünen. Parlarmentspräsident Reinhard Metz (CDU) wollte Fritz Dopatka (SPD) zum Bürgerschaftsdirektor küren. Er mußte sich dem innerparteilichen Druck beugen. Perschau hat sich für Pfeifer stark gemacht. Daß dieser sich auf „Empfehlung von Perschau“ beworben hat, geht sogar aus Pfeifers Bewerbungsunterlagen hervor. Es wird gemunkelt, Perschau wolle Nölle als CDU-Spitzenkandidat ablösen. Deshalb versuche er jetzt, Gönner um sich zu scharen. Auch die beiden SPD-Mitglieder des Bürgerschaftsvorstands bekamen Druck von oben. Sie wurden an die Koalitionsabsprachen erinnert – in einer Nebenabrede heißt es, den neuen Mehrheitsverhältnissen müsse Rechnung getragen werden.

Also hoben die SPD'ler ihre Hand für Pfeifer. Das soll nicht zuletzt wegen dessen vermeintlichen Engagements für die „Stille Hilfe“ in der Fraktion für Aufruhr gesorgt haben. Die Organisation unterstützt Altnazis. „Das ist eine perverse, abstruse Geschichte“, weist Pfeifer die Vorwürfe von sich. „Ich war damals Stadtdirektor und bin von zwei Bürgern zum Kaffee eingeladen worden. Die haben mir erzählt, daß sie von einer kommunistischen Zeitung verleumdet worden sind. Ich habe sie rechtlich beraten. Das war alles.“ Wußte er, daß die Herren Mitglieder der „Stillen Hilfe“ waren. „Ja, aber das war für mich in diesem Moment nicht wichtig. Wenn zwei völlig integere Bürger bei mir Rat suchen, sollen sie ihn auch kriegen.“ Die Sache war 1991 Thema im Rotenburger Rat. „Auf einer Mitgliederversammlung der Stillen Hilfe bin ich nie gewesen“, betont Pfeifer. „Das ist in der Anfrage falsch formuliert worden.“ In Sachsen-Anhalt arbeitete Pfeifer im Wirtschafts- und Innenministerium. Er war u.a. Beauftragter für Kommunale Verwaltungshilfe und kümmerte sich um die kommunale Neugliederung. Zur Zeit sitzt er in einer Arbeitsgruppe, die Fördermittel überprüft. „Das waren immer kurzfristige Einsätze. Mir war immer klar, daß wenn beispielsweise die kommunale Neugliederung umgesetzt ist, eine Neuorientierung für mich fällig ist“, begründet Pfeifer seine Bewerbungen in Bremen und Bremerhaven. Dort wollte er im Mai Bürgermeister werden. „Meine Stelle taucht im Stellenplan nicht mehr auf.“ Ich bin aber Beamter auf Lebenszeit. Wenn irgendwo ein Posten frei werden würde, müßte man mich dahin schieben.“ Gilt das auch für die CDU-Parteipolitik? Pfeifer lacht. „Den Eindruck hab' ich nicht. Ich habe mich bisher immer um meine eigenen Sachen gekümmert.“ kes

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