: Sieg und Niederlage des Alexander Dubček
■ Nach 1989 wollten die Tschechen vom Reformkommunismus nichts mehr wissen
Einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ forderte Alexander Dubček Ende der 60er Jahre für die sozialistische Tschechoslowakei. Um seine reformkommunistischen Ideen im „Prager Frühling“ umzusetzen, hatte Dubček nur wenige Monate Zeit: Am 21. August 1968 beendeten sowjetische Panzer in Prag das Reformprojekt des damals 47jährigen Tischlersohnes. Dubček, der in den 50er Jahren in Moskau an der Parteihochschule der KPdSU studiert hatte, glaubte nie an die Möglichkeit eines sowjetischen Einmarsches.
Gewaltsam nach Moskau verschleppt, unterzeichnete er die berüchtigten „Moskauer Protokolle“ – die Kapitulationserklärung des Reformkommunismus in der ČSSR. In den folgenden zwei Jahren wurde Dubček politisch kaltgestellt. Vom Staatssicherheitsdienst abgeschirmt, arbeitete er die nächsten 16 Jahre als Aufseher eines Fuhrparkes im slowakischen Bratislava.
Erst als der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow in den 80er Jahren Reformen in der UdSSR vorantrieb, meldete sich der verstoßene Dubček wieder öffentlich zu Wort. Doch während der „samtenen Revolution“ in der Tschechoslowakei 1989 war Alexander Dubček nur noch ein historisches Symbol. Die politische Entwicklung hatte seine Ideen längst überholt – von einer Reform des sozialistischen Systems redete niemand mehr. Als Dubček sich 1991 als Präsident des Parlaments gegen die Verurteilung ehemaliger Kommunisten im sogenannten „Lustrationsgesetz“ wehrte, diffamierte die rechtskonservative Prager Presse den ehemaligen Reformkommunisten sogar als Stalinisten. Mit dem Beschluß über die Trennung der Slowakischen von der Tschechischen Republik fand seine politische Karriere endgültig ein Ende. An Dubčeks Stelle traten andere. PVH
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