: Das Handball-Dorado im hohen Norden
■ Morgen Bundesliga-Start bei den Männern: Meister THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt zählen zu den Favoriten, dem VfL Bad Schwartau reicht ein Mittelfeldplatz
Mit gleich drei Mannschaften ist Schleswig-Holstein auch diese Saison in der Bundesliga vertreten. Neben Titelverteidiger THW Kiel darf sich auch die SG Flensburg-Handewitt ernsthafte Hoffnungen auf die Deutsche Meisterschaft machen. Für den VfL Bad Schwartau wäre schon ein Platz im gesicherten Mittelfeld ein Erfolg.
Daß die Fachleute dem THW den dritten Titel in Serie nicht zutrauen – 15 der 16 Bundesligatrainer tippen auf Pokalsieger Lemgo –, liegt vor allem an der auffallenden Zurückhaltung des Klubs auf dem Transfermarkt. Die Lücke, die der nach Schwartau abgewanderte Nationalspieler Wolfgang Schwenke und Linkshänder Kai Germann im Rückraum hinterließen, soll durch Spieler aus der zweiten Bundesliga geschlossen werden – und durch Torjäger Thomas Knorr nach seiner fast einjährigen Verletzungspause. Das größte Problem sieht Trainer Noka Serdarusic im kleinen Kader von nur zehn Feldspielern: „Wenn sich Wislander oder Petersen langwierig verletzen, kommen unlösbare Probleme auf uns zu.“
Hinter dem sportlich gewagten Spiel steht wirtschaftliche Vernunft. Während viele Konkurrenten ihre Etats aufstockten, fror der Meister seine Ausgaben bei 3,7 Millionen Mark ein. Die Gesellschafter der THW-GmbH haben Geschäftsführer Uwe Schwenker Sparsamkeit verordnet. Das Publikum mußte bei den Dauerkarten Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent schlucken. Dennoch waren die 6.800 Sitzplätze in der Ostseehalle schnell vergeben. Kiel startet am Sonntag um 16 Uhr bei TuSEM Essen.
An der jahrzehntelangen Dominanz des THW im Handball-Dorado Schleswig-Holstein versucht in dieser Saison die SG Flensburg-Handewitt zu rütteln. Nach zwei vierten Plätzen und der Verstärkung durch den 30fachen Nationalspieler Jan Fegter wird die Spielgemeinschaft erstmals als Titelanwärter gehandelt. Der dänische Trainer Anders Dahl-Nielsen gibt sich trotz einer Etatsteigerung um fünf Prozent auf 2,3 Millionen Mark zurückhaltend: „Es wäre ein großer Erfolg, wenn wir den vierten Platz halten.“ Zur Saison-Premiere gastiert morgen um 19.30 Uhr Rekordmeister Gummersbach.
Der VfL Bad Schwartau hat nach einer Saison voller Mißstimmungen und dem mit knapper Not verhinderten Abstieg in seinem Kader aufgeräumt. Neben fünf weiteren Spielern mußte Peter Gerfen, Torschützenkönig der Saison 1993/94, gehen. Im Gegenzug kam der erfolgreichste Werfer der vergangenen Serie, Marek Kordowiecki, vom TV Niederwürzbach. Von Heimkehrer Wolfgang Schwenke werden vor allem Akzente in der Abwehr erwartet, seit Jahren die Achillesferse der Mannschaft des polnischen Trainers Michal Kaniowski. Zum Auftakt spielt der VfL am Sonntag um 16 Uhr bei Aufsteiger Rheinhausen. lno/taz
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