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Sex-Senator soll weg

■ US-Senat will Ausschluß des Republikaners Packwood / Der will nicht

Washington (AP) – Wegen sexueller Belästigung und unwürdigen Verhaltens soll der republikanische Kongreßabgeordnete Bob Packwood aus dem Senat der USA ausgeschlossen werden. Dies hat der Ethikausschuß des Senats am Mittwoch einstimmig empfohlen. Der 62jährige Packwood, Vorsitzender des einflußreichen Finanzausschusses, schloß einen Rücktritt zunächst aus. Es wird erwartet, daß sich das Plenum des Senats in der kommenden Woche abschließend mit diesem Fall befaßt.

Der Skandal um Packwood, der am Montag 63 Jahre alt wird und der 1992 zum fünftenmal zum Senator gewählt wurde, dauert schon seit 33 Monaten an. Im Mai erklärte der Ethikausschuß, es gebe ausreichende Beweise dafür, daß Packwood in den Jahren 1969 bis 1990 17 Frauen, meist Untergebene, sexuell belästigt habe. Weiter soll er Beweismaterial vernichtet oder manipuliert und damit die Ermittlungen behindert haben.

Der aus drei republikanischen und drei demokratischen Senatoren bestehende Ethikausschuß erklärte einmütig, der Senator aus Oregon habe sich „eines Verbrechens gegen den Senat“ schuldig gemacht und „Schande und Mißkredit“ über die Kammer gebracht. In seiner scharf gehaltenen Erklärung forderte das Gremium das Plenum auf, Packwood auszuschließen. Sollte die notwendige Mehrheit nicht zustandekommen, werde der Ausschuß beantragen, Packwood den Vorsitz im Finanzausschuß zu nehmen und ihm die Senioritätsrechte abzuerkennen.

Packwood nannte die Entscheidung des Ausschusses absolut empörend. In einer Fernsehsendung schloß er zunächst einen freiwilligen Rücktritt aus, schränkte aber später vor Journalisten ein, er wolle keine übereilte Entscheidung treffen.

Für einen Ausschluß – die höchste Strafe, die der Senat selbst verhängen kann – bedarf es einer Zweidrittelmehrheit der 100 Senatoren. Es wäre das erste Mal seit 130 Jahren, daß ein US-Senator seines Mandats enthoben würde.

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