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USA: Christlicher Sex-Senator seilt sich ab

Wange an Wange mit seiner Mitarbeiterin Gayle Rothrock posierte der US-amerikanische Senator Bob Packwood vor 25 Jahren für die Kamera (Foto links). Doch seine Avancen gingen weiter. Um einem Auschluß aus dem US-Senat wegen sexueller Belästigung zuvorzukommen, trat Packword am Donnerstag freiwillig zurück. Sichtlich angeschlagen wurde er von seinen letzten Getreuen in Empfang genommen (Foto rechts). Durch seinen Rücktritt rettet er für sich aber auch eine Vielzahl sozialer Vergünstigungen, die bei einem Zwangsausschluß weggefallen wären.

Mit seinem Rücktritt beendete der republikanische Senator eine 27jährige Politikerkarriere, die ihn bis zum Amt des Vorsitzenden des Finanzausschusses im Senat gebracht hatte. Dem 62jährigen wird Belästigung von 17 Mitarbeiterinnen vorgeworfen.

Das Ethik-Komitee des US-Senats untersuchte fast drei Jahre lang Vorwürfe, die zahlreiche Kolleginnen gegen den Senator aus Oregon vorgebracht hatten. Ihr jetzt vorgelegter Bericht geht auf 10.145 Seiten ins Detail. Besonders die persönlichen Tagebücher von Packwood werfen Licht auf seinen Personalführungsstil. Eine Praktikantin beschrieb er als „das kleine blonde Ding mit dem süßen Hintern“. An einer anderen Frau fiel ihm besonders ihre Fähigkeit auf, „mit den Hüften zu wackeln“. In einem Tagebucheintrag sinniert er, daß es eigentlich seine „christiche Pflicht“ sei, mit einer Kollegin Sex zu haben, die sonst keinen kriegte: „Sie hat diesen kleinen Körper, und außerdem hatte sie fünf Glas Wein getrunken...“ An anderer Stelle schreibt der Senator stolz von den „22 Mitarbeiterinnen, mit denen ich geschlafen habe, und den vielleicht 75 anderen, mit denen ich heiße Affären hatte“. Für seine Anmachversuche wählte er meist Tiefgaragen, Mini-Busse, Hotelbars oder sein Büro, heißt es im Kommissionsbericht.

Bei soviel Detailgenauigkeit blieb Bob Packwood nichts übrig, als seiner vom Ethik-Komitee empfohlenen Verstoßung mit dem Rücktritt zuvorzukommen. Immerhin wäre er sonst der erste Senator seit 130 Jahren gewesen, der sein Amt unfreiwillig verlassen hätte. Seinen Abschied inszenierte er als einen Akt von amerikanischem Patriotismus. Unter Tränen sagte er: „Ich bin mir der Schande bewußt, die ich in den letzten drei Jahren auf mich geladen habe, und ich will diese Schande nicht auch noch dem Senat bringen.“ PVH, Fotos: AP

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