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Dienstagsdemo für ruhige Straßen

■ Landsberger Allee: „Verkehrsberuhigende Spaziergänge“

Seit dem 11. Juli flutet durch das Friedrichshainer Wohngebiet Richard-Sorge-, Kochhann- und Hausburgstraße der umgeleitete Verkehr der Landsberger Allee. Trotz eines Urteils, das eine andere Streckenführung anmahnte, ist bisher nichts dagegen geschehen. Nun gehen die AnwohnerInnen auf die Straße: Ab morgen wollen sie bis zu einer Lösung jeden Dienstag mit einem „verkehrsberuhigendem Spaziergang“ für mehr Ruhe im Viertel sorgen. Bis 1996 soll die Landsberger Allee erweitert werden. „Die Verkehrsbelastung durch die Umleitung geht an die physische Substanz der AnwohnerInnen“, so Joachim Klier von der Bürgerinitiative Landsberger Allee (BILA). Täglich und auch nachts quälen sich bis zu 30.000 Fahrzeuge über das Kopfsteinpflaster der Wohngebietsstraßen. Neben dem Lärm, der Spitzenwerte von 92 dB erreicht, liegt nach Aussagen Kliers auch die Abgasbelastung weit über den unbedenklichen Werten. In einem Gutachten der Analyselabor GmbH wurden in der Kochhannstraße u. a. 20 Mikrogramm Benzol pro Kubikmeter Luft gemessen. Der krebserregende Stoff gilt ab 15 Mikrogramm als gesundheitsgefährdend.

Diesen Zustand zu beenden und die Interessen der Anwohner zu berücksichtigen, so der Vertreter der Bürgerinitiative, sei für die Bauverwaltung offensichtlich nicht von Bedeutung. Dem Entscheid des Berliner Verwaltungsgerichts vom 25. Juli, sich innerhalb von zehn Tagen nach einer neuen Streckenführung umzusehen, brauchte die Senatsbauverwaltung nicht nachzukommen, weil sie in der nächsten Instanz eine einstweilige Verfügung erwirkte, wonach alles so weiterfahren darf wie bisher.

Von lärmmindernden Maßnahmen ist nach Aussagen von Peter Kürschner von der Senatsbauverwaltung Abstand genommen worden, weil dies als „Affront gegen die Bürgerinitiative“ aufgefaßt werden könnte. „Auch mit einem Teerbelag ist die Lärmbelastung weiterhin zu hoch“, konstatiert Klier. Die BILA fordert dagegen den Bau einer provisorischen Fahrbahn entlang der Landsberger Allee und die Sperrung der Umleitung für Busse und Lkw. Kathi Seefeld

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