Von Kreuzungen und Schulabschlüssen

■ Pete Sampras muß nach seinem US-Open-Sieg über Agassi weinen

New York (sid/taz) – Als alles vorbei war und Andre Agassi mit 6:4, 6:3, 4:6 und 7:5 besiegt, mußte sich Pete Sampras erst mal auf seinen Stuhl setzen, ein Handtuch über den Kopf ziehen und weinen. „Ich hoffe, daß er wenigstens ein bißchen von dem Spiel sehen konnte“, meinte er später. Sein Trainer Tim Gullikson liegt seit Monaten in einem Krankenhaus in Chicago und wird dort wegen Gehirntumoren behandelt.

Doch schon bald wieder war alles ganz Sonnenschein, schoben sich die Finalisten die Komplimente über den Tisch. „Für mich ist Pete jetzt die eigentliche Nummer eins“, meinte Agassi, auch wenn der Computer dasselbe mitteilt wie noch vor zwei Wochen. Sampras gab sich ebenso artig: „Es ist eine ganz besondere Sache, in einem Grand-Slam-Finale gegen den Besten der Welt anzutreten, und das ist nun mal Andre Agassi.“ Den gemeinsamen Sponsor Nike wird's gefreut haben, daß das in der Werbung versprochene Duell endlich auch mal wieder auf einem Tennisplatz ausgetragen wurde – man kann ja nicht immer Kreuzungen in London absperren.

Derweil beendete Nicolas Kiefer mit einem 6:3, 6:4 im Junioren- Endspiel gegen Ulrich-Jasper Seetzen, seinen Kollegen im Bundesligateam von Hannover, ein erfolgreiches Jahr. Es war bereits sein zweiter Grand-Slam-Erfolg, Kiefer hatte schon das Junioren- Turnier von Melbourne gewonnnen, in Wimbledon das Finale und in Paris das Halbfinale erreicht.

Schon jetzt verdient der 18jährige gut am Tennis: Ein Sportbekleidungs- und ein Schlägerhersteller sorgen für eine sechsstellige Summe jährlich. Trotzdem will der nur 1,76m große Grundlinienspezialist erst in zwei Jahren Profi werden und vorher noch sein Abitur machen. Sicherlich eine weise Entscheidung, denn nur wenige erfolgreiche Junioren schaffen den Übergang auf die Profi-Tour problemlos. Boris Beckers bestes Ergebnis als Junior bei den US Open war eine Halbfinalniederlage 1984 gegen Luke Jensen. to