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Die Stadt brannte, die Filmkopien auch

■ Interview mit Benjamin Filipovic, dem Regisseur von „Enjoy Sarajevo“

„Enjoy Sarajevo“? Diese bittere Botschaft ist der Titel von Benjamin Filipovic' Film über die Stadt, die seit mehr als drei Jahren belagert wird. Auf Einladung des Bosnien-Kommittees stellte er seinen Film gestern in Bremen vor. Wie lassen sich in einer solchen Stadt noch Filme machen? Was hilft es der Stadt, daß unzählige Korrespondenten und Fernsehteams hierhergekommen sind, nicht alle mit hehren journalistischen Absichten? Filipovic (33) besuchte, ebenso wie sein berühmter Kollege Emir Kusturica („Zeit der Zigeuner“), die Filmhochschule in Prag. Sein erster Film „Holiday in Sarajevo“ war der letzte zu Friedenszeiten in Bosnien gedrehte Film.

taz: Nahm Ihr erster Film von 1990 die politischen Ereignisse in Bosnien-Herzegowina vorweg?

Benjamin Filipovic: Nein, mit Politik hatte der nichts zu tun. Es ging um eine Gruppe von Dieben, die in Westeuropa aktiv sind und Weihnachten nach Hause kommen und die allerbesten Ehemänner sind. Aber die Spannung lag in der Luft. Und ein talentierter Filmemacher sollte auf dem verdammten 35mm-Material nicht nur das einfangen, was vor der Kamera zu sehen ist, sondern die Atmosphäre der Zeit.

Kann man Ihre Filme noch sehen?

Als „Holiday in Sarajevo“ in den Kinos war, brannte die Stadt schon – und die Filmkopien auch. Ich habe nichts mehr von meinen Arbeiten.

War es da noch möglich, Filme zu drehen?

Ich sagte mir, es hat keinen Sinn, jetzt Filme zu inszenieren. Ich war selbst Kriegsberichterstatter, nahm mir ein paar Leute und das Mikrophon und ging auf die Straße.

Jetzt machen Sie wieder Spielfilme in Sarajevo. Wie geht das?

TVBH, die Fernsehstation in Sarajevo, hat uns unterstützt. Wir mußten Leute finden, die uns Autos zur Verfügung stellten, etwas zu essen, Zigaretten. Ein hochrangiger französischer FORPRONU-Offizier stellte uns 300 Liter Diesel zur Verfügung, um die Generatoren zu betreiben. Auf dem Schwarzmarkt kostet der Liter 14 Mark. Der ganze Film – vom ersten Drehtag bis zur Postproduktion – war eine Performance. „Enjoy Sarajevo“ war keine Low-Budget-, sondern eine No-Budget-Produktion.

„Enjoy Sarajevo“ statt „Enjoy Coca-Cola“ ...

Ja, wir leben in einer Zeit, wo die Kritik vollständig durch Werbung ersetzt ist. Wir in Sarajevo haben das Recht, etwas über die Freiheit zu sagen. Ich tue es in meinem Film in einer universalen Sprache, der Körpersprache.

Wie tun es die Journalisten in der Stadt?

Es ist wie immer: Es gibt gute und schlechte. Manche sind wie Spione oder kommen hierhier wie zu einer Safari. Aber die schreibende Zunft ist, wenn ich verallgemeinern soll, aufrichtiger, ernsthafter und recherchiert genauer als die TV-Teams. Etwa John F. Burns von der New York Times, einige sehr gute Reporter von „El Paäs“, dem britischen „Independant“ oder Erich Rathfelder, der für die taz schreibt. Fragen: Mu

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