CDU und SPD moderieren Olympiaskandal ab

■ Untersuchungsausschuß soll ohne klare Beurteilung der Olympia GmbH enden

Die große Koalition will die Skandale während der Olympiabewerbung ohne großes Aufsehen beerdigen. Der Ausschußvorsitzende Jürgen Lüdtke (SPD) wird dem Untersuchungsausschuß Olympia in seiner morgigen Sitzung einen Zwischenbericht vorschlagen, der vor allem Fragen offenläßt, statt sie zu beantworten. In dem 180 Seiten dicken Werk werden die sogenannten Reißwolf- und Sex-Dossier-Affären sowie die Verschwendung von Steuergeldern nur unentschlossen bewertet. Als Standardbegründung für seine Meinungslosigkeit führt Lüdtke entlastende oder widersprüchliche Zeugenaussagen an. Der Ausschuß hat seit Februar 13mal getagt und 16 Zeugen gehört.

Lüdtke läßt zwar feststellen, daß für 1992 und 1993 ein „erheblicher Teil der Handelsbriefe“ der Olympia GmbH fehlen, weil 14 Aktenordner vernichtet wurden. Doch aufgrund „der widersprüchlichen Aussagen der Zeugen“ habe sich nicht klären lassen, wie es zu „dem Verlust dieser Aktenvorgänge“ gekommen sei. Es könne daher nicht von einer planmäßigen Vernichtung ausgegangen werden.

Im Entwurf des Zwischenberichts wird bestätigt, daß in der Olympia GmbH über sogenannte Sex-Dossiers nachgedacht wurde. Weil Bewerbungsschrift und -film eine „vollkommen untergeordnete Rolle“ gespielt hätten, sei „angedacht“ worden, „Intimdaten“ über Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu sammeln, um deren Stimmverhalten zu beeinflussen. Doch das Vorhaben sei verworfen worden.

Die Olympia GmbH hat auch gegen IOC-Regeln zur Begrenzung von Geld- und Sachgeschenken verstoßen. Auch hier zitiert Lüdtke ehemalige Mitarbeiter der Olympia GmbH: Für die Einhaltung der Regeln sei das IOC verantwortlich. Und das habe nichts bemängelt. Die Olympia GmbH hatte IOC-Mitgliedern Flugtickets bezahlt, die nicht direkt nach Berlin flogen und teilweise nie in Berlin ankamen. Auch blieben manche IOC-Mitglieder auf Kosten der GmbH länger als die erlaubten drei Tage in Berlin.

Die CDU will den Entwurf mittragen, FDP, Grüne und PDS kündigten dagegen Minderheitsvoten an. Ihre Kritik: Schriftliche Unterlagen würden so gut wie nicht zitiert, Widersprüche bei der Aktenvernichtung, den Sex-Dossiers und bei den auffällig hohen Mietzahlungen seien nicht geklärt. Dirk Wildt