■ Standbild: Alles wird gut
„Aus heiterem Himmel“, ARD, montags, 18.54 Uhr
Was vor einer Woche mit einem Einleitungsfilm nach der „Tagesschau“ begann, setzte sich am Montag vor der Nachrichtensendung fort: Eine wirklich komische und heitere Geschichte, die schlicht „Aus heiterem Himmel“ heißt. Weitere 25 Folgen warten darauf, beguckt zu werden.
Ein Mann stürmt zum Flughafen, um nach Jahren seine Kinder wiederzusehen. Die sollen aus Brasilien kommen, wo sie mit Mutter und Stiefvater gelebt haben. Wohnen sollen sie bei den Eltern ihrer Mutter, die echt unsympathisch aussehen, so mit Etikette am Tisch und „Tststs“-Lauten, wenn die Kleinen bei der Suppe schlürfen.
Endgültig verderben die Großeltern es sich mit ihren Enkeln, weil sie ihren braunhäutigen Adoptivenkel in ein Heim stecken wollen. „Der paßt einfach nicht zu uns“, sagen sie. Der Zuschauer fiebert mit: Wird der echte Vater sich doch für seine Kinder entscheiden? Schaffen die Großeltern es mittels Detektei und Jugendamt doch noch, dem Vater das Sorgerecht zu entziehen? Und wen wird der schließlich heiraten? Die dänische Stewardeß oder die Anwältin der Gegenseite, die ihm heimlich zuträgt, daß ihre Mandanten seinen Lebenswandel zwischen Rotweinflasche und breitem Bett ausforschen lassen?
Es wird alles gut werden. Was die Serie (Regie: Helmut Krätzig) so komisch macht, sind die Dialoge, die so lakonisch und teilweise frech daherkommen, wie man es aus deutschen TV- Serien nicht gewohnt ist.
Sensationell die Szene, als die Frau vom Jugendamt das Haus besucht und von der Liebhaberin des Vaters mit einem Cocktail empfangen wird – um 12 Uhr mittags: „Mit Ihnen habe ich gar nicht gerechnet“ – „Ich auch nicht.“ Da fliegen Dessous durchs Treppenhaus – was nicht platt wirkt, sondern sehr charmant. Daniel Friedrich als Vater, Michael Fitz als sein Mitbewohner sind wunderbare Schauspieler, und auch all die anderen, die spielen, als seien sie vor der ersten Klappe unter Perlwein gesetzt worden.
Wunderlich natürlich, daß solch eine anarchistische Serie aus dem Bayerischen Rundfunk stammt. Ist wohl doch nicht alles kruzifix bei denen. Das beruhigt. Am Starnberger See wird jetzt die Welt in Ordnung gebracht, jeden Montag, eine Stunde vor der Tagesschau. Jan Feddersen
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