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Lispelnder Superheld

■ Urkomisch und kaum zu beschreiben: Roberto Capitonis Show im Schmidt

Eine Veranstaltung wie Roberto Capitonis Elektro-Man-Comedy-Show zu beschreiben, die von nun an noch einige Wochen im Schmidt-Theater läuft, das ist eigentlich unmöglich. Nicht etwa, daß sich die Gags, die der schweinsnasige Superman am laufenden Band reißt, sich nicht nacherzählen ließen. Nüchtern aufnotiert und vom verehrten Leser in einer Mußestunde am Küchentisch studiert, wirken sie allerdings allenfalls geschmacklos und dämlich. Auf der Bühne hingegen sind sie nur eines – nämlich urkomisch.

Wenn Capitoni holzschwertschwingend auf seinem Steckenpferd durchs Publikum galoppiert oder sich aus einem Meterbrot eine Panflöte bastelt, sind nicht die Aktionen selbst, sondern seine begleitenden Kommentare die Attraktion. So ist es auch erklärlich, daß das Premierenpublikum am Donnerstag im Schmidt-Theater es ihm nicht im geringsten zu verübeln schien, daß ein Großteil der Späße auf seine Kosten ging. Im Gegenteil, die Freude über Capitonis Schlagfertigkeit wuchs beständig, zumal er sich selber und seinen Mitstreiter, den „Tastenheini von der Alte-Musiker-Halde“ Clemens Winterhalter, auch nicht besser behandelte als das Auditorium. Mißlungene Pointen stören niemanden, so schnell werden sie von den nächsten in den Schatten gestellt werden, zumal der Elektro-Man mit immer neuen Utensilien aufwartete, die er hübsch verfremdete.

Eine kluge Entscheidung Capitonis war es, dieses Comedy-Powerplay durch zwei Gastdarbietungen aufzulockern, die einen artistischen Kontrapunkt setzten: Die etwas von Premierenfieber gezeichneten Jongliernummern von Andreas Wessels sowie eine Breakdance-orientierte Tanzeinlage von Kai Eickermann. Nichts für Zartbesaitete ist dieser Abend, doch wer keine Angst davor hat, eventuell als Saalkandidat herhalten zu müssen, und sich einfach mal blendend amüsieren will, dem sei dieser lispelnde Superheld nachdrücklich empfohlen. Jörg Königsdorf

noch bis zum 16. Juli

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