Wenn sich Ermländer treffen

■ Es gab Katholiken in Ostpreußen! Vertriebene Ermländer treffen sich am Sonntag in Bremen

Ihre Identität ist exakt 470 Jahre alt: 1525 trat eine kleine Gruppe von Ostpreußen nicht der Reformation bei, sondern blieb katholisch. Die katholische Enklave hieß Ermland. Heute sind Ermländer Vertriebene. In Bremen leben, so schätzt Pastor Fischer von der St. Georgs-Gemeinde, etwa 300 Ermländer. Die treffen sich am Wochenende um 12.15 Uhr in der St. Marienkirche in Walle zum Ermländertreffen. Es gibt Messe und Eintopf.

Die Ermländer lebten in Städtchen wie Adenstein, Rößel, Heilsberg und Braunsberg, hatten einen Dom und einen Bischof und sogar zwei Berühmte in ihren Reihen: den Sternseher Kopernikus und etwas später den Kanzlerkandidaten Rainer Barzel. Vor dem Krieg lebten etwa 300.000 Menschen in dem Landstreifen, der sich vom Frischen Haff nach Südosten hinzieht. Nach dem Krieg wurden sie, wie die anderen Ostpreußen, vertrieben. An ihre Stelle rückten andere Vertriebe: Polen.

Am Sonntag werden es vor allem Ältere sein, die ihre ermländische Tradition pflegen werden. Zur Heimat ihrer Vorfahren bekennen sich bundesweit vielleicht noch etwa 600 Jugendliche. Außer Erinnerungen haben sich die Älteren ihr Ostpreußisch bewahrt, wo Mädchen „Mariellchen“ heißt und die Schimpfwörter mit „L“ beginnen: „Laps“ ist der Schlingel, „Luntrus“ der Gauner, „Labommel“ der lange Bengel (vgl.: Lulatsch). Sie verbindet aber vor allem ihre Religion. Es gibt ein „ermländisches Gesangbuch“ und eigene Lieder und Gebete. Am Sonntag gibt es darüberhinaus auch einen „ermländischen Klönschnak“. Das ist zwar ethymologisch Unfug, aber soziologisch ein hoffnungsvolles Zeichen der Integration der Ermländer in Bremen. BuS