: Brauch' ich wirklich 4 Paar Socken?
■ Alles über die komplizierte Gepäckfrage beim Vorbereiten einer längeren Fahrradtour
Nächtliche Anrufe kurz vor dem Start der dreiwöchigen Radtour: „Sag mal, nimmst Du nun drei oder vier T-Shirts mit?“ Eine existentielle Frage. Denn von unterwegs ein Päckchen nachhause zu schicken, kostet mindestens einen Tag (wo gibt's schon wie bei der Deutschen Post, fertige Pakete zu kaufen?) Also, drei oder vier T-Shirts? Wechseln wollen wir schon täglich, mein Compagnon und ich, schließlich schwitzt man, schließlich kommt man unter Leute – und schließlich soll die Radtour zum Genuß und nicht zur Verzichtsleistung werden.
Der Compagnon nimmt nur drei T-Shirts mit, dafür aber auch drei Oberhemden; ich halte fünf T-Shirts für unverzichtbar, mit und ohne Ärmel, brauche dafür aber keine Oberhemden, sondern zwei Pullis, einen leichten baumwollnen und einen warmen Wollpulli. Schließlich ist es kalt, abends vor dem Zelt.
Der nächste Anruf: „Sag mal, Schuhe nehmen so viel Platz weg, soll ich nicht doch nur ein Paar mitnehmen?“ Ausgebuffte Renn-RadlerInnen, das sind die, die mindestens 100 Kilometer am Tag durch die Landschaft heizen, mindestens, die nehmen natürlich nur ein Paar Schuhe mit. Wir, ausgebuffte Rad-„WandererInnen“, packen gern zweie ein. Ein paar feste zum Radeln und ein paar leichte – für Stadt-Tage. Lachen Sie nur! Aber gehen Sie mal mit nassen, straßenverkoteten Turnschuhen durch Florenz!
Eitelkeit hat nichts auf Radtouren zu suchen? Dann lassen Sie doch auch gleich den Kamm da! Ich jedenfalls nehme mit: Duschgel (und zwar eins, was zum Haarewaschen, Wäschewaschen und Geschirrwaschen gleichermaßen taugt), Gesichtscreme (Probedöschen aus Apotheke oder Drogerie), Zahnpasta (halbleer), Sonnenmilch für Nase, Stirn, Handrücken und Nacken – abgefüllt im Filmdöschen... Ach, die Filmdöschen – unverzichtbar. Ob für Salz, Zucker oder ein paar Not-Vitamintabletten (durchaus angebracht zum Beispiel in Polen).
Von Mütze oder Stirnband, leichten Handschuhen, Halstuch und ähnlichen Selbstverständlichkeiten brauchen wir hier nicht weiter zu reden. Aber von den leicht vergessenen lebenswichtigen Kleinigkeiten: von der kleinen Taschenlampe etwa (wo war auf dem Campingplatz doch gleich das Klo?) und von der Notration Tortellini. Ganz wichtig außerdem: Plastiktüten – falls Obst matscht, Wäsche nicht trocken wurde...
Und nicht zuletzt, leicht und mit großem Effekt: Regengamaschen. Ist schon schlimm genug, wenn der Poncho irgendwann durchweicht, daß aber das Wasser bei jedem Tritt in kleinen Fontänen zwischen den Zehen hochspritzt, muß nicht sein. Man fühlt sich dann so ausgesetzt.
Alles zusammengehäufelt? Oje. Das Elend kennt wohl jede/ Radreisender/r: Hier der Berg, dort die beiden Pack-taschen und die Lenkertasche. Nie paßt das da alles rein! Aussortieren heißt jetzt die Devise: Weg mit den Büchern. Ehrlich, ein guter Reiseführer reicht, zu mehr kommt man eh nicht. Falls doch, kann man sich auch mit 'ner Zeitung vergnügen. Her dagegen mit einem sogenannten Packsack – der läßt den Schlafsack auf die Hälfte schrumpeln.
Nie gespart haben wir allerdings an Werkzeug, jedenfalls nicht an Ersatzbirnen, Bowdenzug für Schaltung und Bremse, Inbus-Schlüsseln, Draht und Klebeband ... Apropos Reparaturzeug – dazu gehört eigentlich auch eine Tube „Gehwol“ oder Vaseline. Denn wenn der Hintern schmerzt, geht auch nichts mehr. cis
Beim ADFC in Bremen, Mathildenstraße 89, Tel. 701179, gibt's Infos für beide Sorten von RadlerInnen: eine Liste, auf der selbst der Schlafanzug nicht fehlt, und eine Liste, die nur eine einzige Unterhose vorsieht.
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