: „Überzogen reagiert“
■ Ruanda gibt zu: RPF-Soldaten schuld an Kaname-Massaker / UNO „beruhigt“
Kigali (AFP/AP/taz) – Kein Geringerer als Paul Kagame, der ruandische Vizepräsident und als Führer der regierenden Ruandischen Patriotischen Front (RPF) der starke Mann Ruandas, machte das Eingeständnis: „Einige ruandische Soldaten“, sagte er im nordwestruandischen Gisenyi, „haben wohl überzogen reagiert“, als sie bei Kaname in der Nacht zum Dienstag ein Massaker verübten.
War zuvor unklar gewesen, ob RPF-Soldaten oder aus Zaire eingedrungene Hutu-Milizionäre für den Tod von über 100 Zivilisten verantwortlich waren, ist jetzt klar: RPF-Einheiten rückten nach einem Schußwechsel mit Milizionären in drei Dörfer ein und massakrierten die Bewohner. 108 Menschen kamen nach UN-Angaben ums Leben. Armeesprecher hatten zunächst davon gesprochen, daß die Zivilisten wohl „zwischen die Fronten“ geraten seien, was auf heftige UN-Kritik gestoßen war.
Nachdem Kagame persönlich die RPF-Schuld eingestand und die lokale Bevölkerung aufrief, nicht nach Zaire zu fliehen, äußerte sich ein UN-Sprecher „beruhigt“. Eigentlich müßte er hochgradig beunruhigt sein, denn er fügte hinzu: „Die Affäre von Kaname hat katastrophale Schäden angerichtet.“ Er glaube nicht mehr an eine baldige Rückkehr der 750.000 ruandischen Flüchtlinge in Zaire. Der ruandische Rundfunk meldete mittlerweile die Festnahme von elf Menschen im Zusammenhang mit dem Massaker. D. J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen