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Nadelstreifen bald auf dem Weg zum Arbeitsamt

■ Deutsche Bank plant Stellenabbau, Telebanking-Tochter und Vorstandsreform

Hamburg (dpa) – Bei der Deutschen Bank soll nun ebenfalls radikal rationalisiert werden. Vorstandssprecher Hilmar Kopper plant nach einem Bericht des Spiegels einen „radikalen“ Umbau des größten deutschen Bankkonzerns. Kopper wolle bis zu 20 Prozent der Stellen abbauen, die Gehälter leistungsbezogen staffeln und eine zweistufige Konzernführung schaffen, schreibt das Hamburger Nachrichtenmagazin in seiner neuesten Ausgabe.

An der Spitze der AG soll eine kleine Truppe von Strategen stehen. Der Holding-Vorstand käme mit deutlich weniger Mitgliedern aus als die heutige Führungsspitze, die zwölf Manager umfaßt. Wegen sinkender Rentabilität hat das Frankfurter Bankhaus dem Spiegel zufolge „70 Projekte zur Kostendämpfung jetzt angeschoben“. Bundesweit werde der Zahlungsverkehr bald nur noch über vier Zentren abgewickelt werden. Kredite sollen von einem Dutzend Kredit-Service-Centern oder von Baufinanzierungs-Centern vergeben, Mahnungen von zentralen Mahn-Centern verschickt werden.

Arbeitsplätze dürfte auch die Gründung der Telefonbanking- Tochter „Bank 24“ im Herbst kosten. Rund 100.000 Kunden würden laut Vorstandsmitglied Georg Krupp zu der Vollbank-Billigtochter abwandern. Damit sollen die hohen Löhne der Frankfurter Banker umgangen werden: Die Angestellten der neuen Bank würden „nicht dem bisherigen Hausgebrauch entsprechend“ entlohnt werden. Im Zuge der Verlegung des Investment-Geschäftes nach London sei es zudem zu Kündigungen hochkarätiger Manager und bei der Tochterfirma DB Research gar zu einer „Massenflucht“ gekommen. Bei der Deutschen Bank AG waren Ende 1994 weltweit über 73.000 Menschen beschäftigt, der Gewinn schrumpfte von 2,24 Milliarden Mark im Jahr 1993 auf 1,36 Milliarden.

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