: Harburg: Schwermetalle in rauhen Mengen
■ Schadstoff-Herkunft weiter unklar/ Neuer B-Plan für Bahnhofs-Linse gefordert
Schwermetallkonzentrationen, daß der Deponie-Boden auf der Harburger Bahnhofslinse bleiern absinken müßte. Krebserregendes Vinylchlorid und andere leichtflüchtige Chlorkohlenwasserstoffe (LCKW) in rauhen Mengen im ersten Grundwasserleiter: Die Untersuchungs-Ergebnisse der Umweltbehörde zu den Altlasten der Bahnhofslinse bestätigen Altbekanntes, den erhofften Aufschluß über Herkunft und Verursacher der Schadstoffe geben sie nicht.
Klar ist nur, daß die in verschiedenen Erprobungsbrunnen gemessenen bis zu 477 Mikrogramm Vinylchlorid pro Liter Grundwasser nicht aus der Bahnhofslinsen-Deponie kommen. Zum Vergleich: 1993 wurden auf dem Georgswerder Müllberg 120 Mikrogramm ermittelt; als „erlaubt“ gelten zehn. Bei den Bodenuntersuchungen lagen die LCKW „knapp über der Nachweisgrenze“. Eine Trinkwassergefährdung schließt die Umweltbehörde daher aus: „Das ist Quatsch“, wehrt Umweltbehörden-Sprecher Kai Fabig entnervt ab. Über die genauere Ursachenerforschung macht sich die Behörde gleichwohl Gedanken: „Ein Ingenieurbüro ist beauftragt, die verschiedenen Altlasten und ihre möglichen Wechselwirkungen zu untersuchen. Erst dann können wir hoffentlich sagen, aus welcher Quelle das Vinylchlorid kommt“, so Fabig. Drei Anstromrichtungen des ersten Grundwasserleiters treffen im Bereich der Deponie aufeinander: Nordwest (von der Süderelbe), West (durch geologische Verbindung), Süd-West (von der Geest).
Dem Harburger Statt-Abgeordneten Georg Berg ist das ziemlich Wurst: Er fordert eine Total-Sanierung der Deponie und die erneute Auslegung des Bebauungsplans „Harburg 54/Neuland 18“: Auf der rund 20 Hektar großen Fläche sind im Norden Bürogebäude und im Süden das Fernmeldeamt 5 der Telekom geplant. Die dazwischenliegende Deponiefläche soll teils eingezäunt, teils als Grünfläche ausgewiesen werden, bestätigen Stadtentwicklungsbehörde und Bezirk übereinstimmend. Da es sich aber um ein altes Moorgebiet handelt, rechnet Berg mit Geländeabsackung und Beschädigung des Grundwasserleiters sobald – wie vorgesehen – unterkellerte Häuser gebaut werden. In der Harburger Stadtplanungsabteilung gab man sich gestern betont unwissend: Die Umweltbehörde werde ihre Untersuchungsergebnisse erst am 28. September im Stadtplanungsausschuß vorstellen. hh
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