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Wenn der Müllmann 14tägig kommt

■ Abfuhr jede zweite Woche, Gebühr weiter dreiwöchentlich

Im nächsten Jahr wird Bremens Bevölkerung vor eine unlösbare Aufgabe gestellt: Wie verteile ich meine 20 Tonnenleerungen auf 26 Abfuhrtage? Ab dem 1.1.1996 nämlich, so hat es gestern Umweltsenatorin Tine Wischer bestätigt, kommen Bremens Müllmänner grundsätzlich nur noch alle zwei Wochen vorbei, um die Restmülltonne zu entleeren. Bezahlt wird jedoch weiterhin im virtuellen Drei-Wochen-Rhythmus für 20 jährliche Leerungen.

„Das Ressort will die Leute nicht schon wieder mit einem neuen System konfrontieren“, erklärt Wischers neuer Sprecher Holger Bruns-Kösters den Mix aus zweiwöchiger Abfuhr bei dreiwöchiger Zahlungsweise. Wer auf Nummer sicher gehen wolle, könne sich ja ein größeres Gefäß anschaffen, um das dann einfach nur noch alle vier Wochen (13mal im Jahr) an die Straße zu stellen, empfiehlt Bruns-Kösters, weiß jedoch noch nicht, wer die große Tonne bezahlen würde.

Für die BEB zeichnet sich mit der Umstellung auf 14tägige Müllabfuhr ein Lichtstreif am düsteren Bilanzhimmel ab. Verspricht sich der Bremer Eigenbetrieb davon doch einen Rationalisierungseffekt von vier bis fünf Millionen Mark im Jahr. Dazu kämen die Gebühren für die Zusatzleerungen in allen Haushalten, die dann doch nicht vier Wochen lang ihr Dach mit dem Müll teilen wollen. Bei sechs zusätzlichen Leerungen einer 120-Liter-Tonne wären dies nach dem bisherigen Gebührensatz gut 75 Mark im Jahr.

Mit dem bisherigen Drei-Wochen Rhythmus kommen die BremerInnen nämlich – so haben die BEB mißmutig festgestellt – glänzend aus. Nur bei Kleingewerbe-Betrieben, Restaurants und Kneipen fallen bisher Zusatzleerungen an; auf zwei bis drei Millionen Mark kalkulieren die BEB die daraus zu erwartenden Mehreinnahmen.

Die rund 20 Millionen Mark teure Einführung der codierten Tonnen habe sich jedoch trotzdem gelohnt, meint BEB-Sprecher Friedhelm Behrens. Denn die BremerInnen machen ihre Eimer inzwischen viel voller als früher. Das spart Eimerbewegungen und damit Personal. Außerdem lasse sich die Tourenplanung der Müllwagen anhand der elektronisch erfaßten Daten optimieren.

Und schließlich haben die BEB gleich das Problem der geklauten Tonnen mitgelöst. Auf rund 20.000 wurde noch im letzten Jahr die Zahl der Mülleimer geschätzt, die zwar regelmäßig geleert, für die aber keine müde Mark Gebühr gezahlt wurde. Mit der Codierung fliegt Mülltonnendiebstahl nun sofort auf. Auf insgesamt acht Millionen Mark im Jahr schätzten die BEB den Spareffekt durch die Einführung der codierten Tonne. Ase

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