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„Viel gedacht“

■ Grüner Punkt läßt sich von SchülerInnen für lau ein Logo zum Knuddeln entwerfen Von Heike Haarhoff

Mit vielen grünen Punkten kommt man nicht automatisch auf einen grünen Zweig: Die Hamburger Wert GmbH pfeift bekanntlich aus dem letzten Loch. Wie alle Jahre wieder raffte sie auch 1994 nicht genug Plastikhüllen, Coladosen, Konservenbüchsen und sonstige „Leichtverpackungen“ des Dualen Systems zusammen und bescherte dem Senat dadurch einen Verlust von bescheidenen 900 000 Mark.

Aber dennoch – oder gerade deshalb – will das Unternehmen im PR-Zeitalter unter keinen Umständen auf ein originelles Firmen-Logo verzichten, von wegen Identifikation und Wiedererkennungswert für die Kundschaft. Doch ein professionelles Design-Büro nimmt für so etwas saftige Preise. Da bedient sich die Wert GmbH doch lieber billiger Kinderarbeitskraft und tarnt das Ganze unter dem Mäntelchen eines „Schülerwettbewerbs zum Umweltschutz“. Steht auch ganz in der Firmentradition: Zum angeblichen Recycling wird auch schon mal gern ein Frachter in „Dritte-Welt-Länder“ geschickt, weil's dort so schön günstig ist.

Naja, und weil viele Kinder gern basteln und malen und PädagogInnen auch nur Menschen sind und sich in Zeiten knapper (Schul)Kassen mit ein paar winkenden braunen Riesen ködern lassen, funktionierte das Ganze: Knapp 500 Vorschläge für ein Maskottchen schickte die umweltbewußte Generation der Fünf- bis 16jährigen der Wert GmbH. Bei all den „großen Bastelarbeiten, Collagen und Tuschbildern ist es der Jury wirklich sehr schwer gefallen, die zehn Gewinner zu bestimmen“, bedauerte bei der gestrigen Präsentation Klaus-Dieter Haettich, Betriebsleiter der Wert GmbH.

Daß die erste Wahl schließlich auf die gelb-grün-blaue Pappmaché-Figur „Bambo“ des 15jährigen Ravinder Singh von der Gesamtschule Öjendorf fiel, lag daran, daß „das Maskottchen in den Farben der Leichtverpackungen gehalten und sehr sympathisch ist, so richtig zum Knuddeln.“ Es soll die zum Jahresende erscheinende Abfall- und Recycling-Fibel der Wert GmbH und Stadtreinigung zieren.

Um die Tränen der Nicht-SiegerInnen nicht ertragen zu müssen, hatte man vorsichtshalber nur die GewinnerInnen eingeladen. Die wurden dann allerdings von vorne bis hinten bedient: Geschmackvolle Puzzles mit Motiven aus unser aller Plastik-Alltag (die glückliche Familie bei ihrem Griff in die gelbe Tonne) wurden ebenso großzügig verteilt wie Miniatur-Gelbe-Tonnen mit leckeren Weingummis (die gehören da doch gar nicht rein...). JedeR GewinnerIn wurde die gleiche Wanduhr in Baumform aus „Tectan“ (unter Hitze zusammengepreßte Schnipsel aus zerkleinerten Tetrapaks) überreicht, was unglaublich spannungssteigernd wirkte, jedes Werk wurde eingehend kommentiert (“Hier sieht man die Welt als Sinnbild der Ökologie...“) und die KünstlerInnen nach dem tieferen Sinn gefragt („Was hast du dir bei dem Bild gedacht?“ – „Viel.“ Kinderantworten bleiben doch die besten).

Bei den Geldpreisen (zwischen 500 und 3 000 Mark) ließ der Einfallsreichtum der Wert GmbH allerdings zu wünschen übrig: Die Schulklassen dürfen selbst entscheiden, ob sie das Geld für Feste, Ausflüge oder die Anschaffung einer gelben Tonne ausgeben (Die ist nämlich in den meisten Schulen noch gar nicht eingeführt.) Dabei hätte es so schöne Preise geben können: Eine Reise auf einem Müllfrachter nach Nord-Korea, leere Joghurt-Becher als Baukasten-Bestandteile und, und, und.

Die nicht prämierten Werke der kleinen Künstler sollen noch einige Wochen in der Firma hängenbleiben. Über ihr weiteres Schicksal kann nur spekuliert werden. Bekanntlich fehlen der Wert GmbH einige Tonnen Plastik, um die Quote zu erreichen...

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