Die Pflege alter Menschen darf kein Job sein

■ Fachtagung „Zukunft der Altenpflege“ fordert Fach-Ausbildung für PflegerInnen

Professionalität war das Wort der Stunde auf der Fachtagung „Zukunft der Altenpflege – Altenpflege mit Zukunft“. Sowohl anwesende Aktive, als auch Ausbilder und Referenten waren sich in diesem Punkt einig. So forderten sie, dem Altenpflegeberuf endlich den Status des Ausbildungsberufs mit dreijähriger Lehrdauer zuzusprechen, da sich die Ansprüche an die AltenpflegerInnen qualitativ verändert hätten. Mit Ende der „Sauber, Satt, Still“-Ära sind neue Pflegekonzepte entwickelt worden, die jedoch noch nicht zu einer einheitlichen Schulung des Personals in allen Bundesländern geführt, geschweige denn gesetzlich festgeschriebene fachliche Standards hervorgebracht haben, bemängelte Angela Dühring von der Bremer Heimstiftung. Die Hilfestellung bei der Rollenfindung nach dem Ende der Berufstätigkeit bedürfe einer theoretischen Grundlage, die nur mit allgemeingültigen Altenpflegekonzepten gewährleistet werden könne. Einen anderen Aspekt griff Gabriele Junkers in ihrem Referat über Gerontopsychiatrie auf: Psychotherapeutische Grundkenntnisse seien eine notwendige Voraussetzung,

Um mit psychisch veränderten oder verwirrten Alten entsprechend umgehen zu können. Die Fähigkeit zu Beobachten und diese Beobachtungen präzise zu schildern müsse trainiert werden, damit auf Veränderungen im Verhalten richtig reagiert, und körperliche von emotionalen Ursachen unterschieden werden könnten. Zudem sei das Pflegepersonal besser in der Lage mit der veränderten Wahrnehmung verwirrter PatientInnen umzugehen, wenn Vorkenntnisse über Persönlichkeitsentwicklung vorhanden seien. Es sei zum Beispiel wichtig, daß „das Zusammenleben nicht sprachlos wird“, sagte Gabriele Junkers weiter, auch wenn es scheinbar keine Reaktion mehr gebe, „die Alten wissen, daß Sprache ein wesentlicher Bestandteil erwachsenen Zusammenlebens ist“ und ihr Wegfall entehre sie.

Zudem erleichtere eine psychotherapeutisch geprägte Ausbildung den Umgang mit Selbsterfahrungsmaßnahmen wie Supervision. Er-hard Tietel, einer von zehn Supervisoren bei der Heimstiftung, unterstrich die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit Tod, Verlust und Ohnmacht in einem Beruf, dessen Alltag davon geprägt ist. Auf diesem Weg fördere die Supervision Arbeitszufriedenheit und Professionalität. Eine bessere medizinische Schulung forderte Charlotte Kählitz, um die Zusammenarbeit zwischen ÄrztInnen und Pflegepersonal zu verbessern. Die „Basis“ blieb jedoch kritisch. Eine Altenpflegeschülerin fand die Referate anregend, doch war sie sich sicher, daß die Umsetzung der Theorie nicht gelingen werde. In erster Linie sei immer noch die Motivation von größter Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Altenpflege, so Mitarbeiter der Pension Horn. Was die Menschen bei der Stange halte, sei die Gewißheit, helfen zu können, das wiege die enormen Belastungen des Berufs auf. bs