Die Franzosen kommen, Teil IV

Greenpeace verliert sein viertes Boot an die französische Marine. David McTaggart demonstriert gemeinsam mit 21 Polynesiern in der Sperrzone  ■ Von Nicola Liebert

Die Erde ihrer Vorfahren wollten die 21 Polynesier – Frauen, Männer, Kinder – an Bord der Greenpeace- Yacht Vega zurückfordern. Zusammen mit dem Greenpeace- Ahnherrn David McTaggart, der schon ab 1972 mehrfach auf der Vega gegen die Atomtests im Südpazifik demonstrierte, und Kapitän Chris Robinson drangen sie in die verbotene Zwölfmeilenzone vor Moruroa ein. Dort wurden sie prompt von der französischen Marine festgenommen.

Die Vega ist nach der Rainbow Warrior II, der MV Greenpeace und dem Boot La Ribaude das vierte Schiff, das Greenpeace während der laufenden Kampagne verloren hat. Jetzt kreuzt neben sechs Booten der Friedensflotte nur noch ein Schiff der Umweltorganisation vor Moruroa, das gecharterte Segelboot Manutea. Fünf weitere Boote der Flotte seien unterwegs nach Moruroa. Die Sprecherin des Greenpeace-Büros in Papeete, Lynette Thorstensen, deutete gestern gegenüber der taz an, daß es Pläne gebe, ein weiteres Schiff dorthin zu bekommen.

Die 21 PolynesierInnen stammen von Tureia, dem Moruroa nächstgelegenen bewohnten Atoll. Ihr Anliegen sei es gewesen, jetzt darauf aufmerksam zu machen, daß ein zweiter Atomtest wahrscheinlich unmittelbar bevorsteht. Und sie wollten der Weltöffentlichkeit vor Augen führen, daß unmittelbar neben den beiden Testinseln Moruroa und Fangataufa Menschen leben. Umgekehrt sei es auch McTaggart, dem die Vega gehört, sehr wichtig gewesen, diese Aktion zusammen mit den in der Region lebenden Menschen zu machen, sagte Thorstensen. Greenpeace war mehrfach von polynesischen Organisationen angegriffen worden, weil die UmweltaktivistInnen die heimische Bevölkerung außen vor ließen.

Natürlich, betont Thorensen, sei die Aktion nur symbolisch gewesen. „Wir sind keine Marine“, betont sie. Daß die Vega schon vor dem vermuteten Testtermin in die Zwölfmeilenzone eindrang, begründete sie damit, daß man nicht wissen könne, wann die Explosion denn stattfindet. Und schließlich hätten die 23 Leute auf der Vega nicht tage- oder gar wochenlang warten können. Das Boot ist nämlich nur zwölf Meter lang.

In Papeete werden unterdessen schon mal wieder die Bürgersteige hochgeklappt. Laden- und Kneipenbesitzer rechnen offenbar mit erneuten Ausschreitungen, wenn der zweite Atomsprengsatz gezündet wird. Sogar private Schutztruppen seien schon gebildet worden, melden Agenturen von Tahiti. Die Schäden bei den Krawallen nach dem ersten Atomtest werden inzwischen auf umgerechnet 66 Millionen Mark geschätzt.