Teure Bildung, billiges Essen

■ Was das Studentendasein an Vorteilen bietet: von ermäßigtem Abo bis zu billigerem Telefonanschluß

140 Mark Studiengebühren bezahlen Bremer StudentInnen pro Semester. Ein überschaubarer finanzieller Einsatz, wenn man bedenkt, daß der Studentenausweis den Weg zu vielerlei Vergünstigungen öffnet: Neben der Ermäßigungen in Kinos, Theatern und auf dem Fußballplatz zieht der Ausweis zuweilen auch bei Konzerten den Preis runter und die Brauen des Billetverkäufers hoch. War das jedoch früher die einzige Reaktion, so ist heute eine harte Kontrolle des Studentenausweises üblich. Besonders, wenn es sich um ältere Semester handelt, denn die wissen, daß das Studi-Dasein pekuniär betrachtet ein lohnendes Unterfangen ist.

Mit den Gebühren für die Einschreibung kauft in Bremen jeder Studierende zwangsläufig eine Regional-Netzkarte. Ihr Preis: 77 Mark. Dafür darf man ein halbes Jahr lang mit Bus oder Bahn zwischen Rotenburg, Sulingen, Brake und bald sogar Bremerhaven und Oldenburg umherpendeln und zusätzlich nach Lust und Laune die Bremer Straßenbahnen benutzen. Das rentiert sich nicht nur für real Studierende, sondern einmal mehr für umtriebige Hochschul-Karteileichen, die die Ausbildungsstätten eher großräumig umfahren.

Für weitere Reisen offeriert die Deutsche Bahn AG zusätzliche Studententarife. Selbst Flugreisen lassen sich mit dem Internationalen Studentenausweis um bis zu 60 Prozent im Preis senken. Der deutsch-französische Studentenausweis, in Oldenburg ebenfalls über den Asta zu kriegen, erlaubt seinen BesitzerInnen, kostengünstig die während der Ferien weitgehend leerstehenden Studentenwohnheime und Mensen im Baguetteland zu nutzen.

Selbst telefonische Fernverbindungen gibt's verbilligt: 19,60 Mark kostet die Grundgebühr für einen Anschluß, auch wenn zusätzlich ein Fax am Telefon hängt. Voraussetzung ist allerdings, daß sich der Student zuvor bei Radio Bremen von den Rundfunk- und Fernsehgebühren hat befreien lassen. So billig lassen die Print-Medien die HochschülerInnen nicht davonkommen, bieten jedoch Preisermäßigungen. Für gewöhnlich. Eine Ausnahme bildet in Bremen der Weser-Kurier: keine Studenten-Ermäßigung. Anders die taz: Studis zahlen 31 Mark monatlich.

Rabatte erhalten sie auch bei verschiedenen Versicherungen. Wer über den jeweiligen Anträgen von einer Identitäskrise gebeutelt wird, kann den kostenlosen psychosozialen Betreuungsdienst der Hochschulen in Anspruch nehmen. Bei einem Unfall oder Problemen mit dem Vermieter stellen die Unis über den Asta eine kostenlose oder zumindest –günstige Rechtsberatung.

Bleibt das Leben im ruhigen Fluß, sind hohe Kosten die Ausnahme. Zumindest für die, die das Glück haben, in Bremen einen der landesweit 1.515 Wohnheimplätze zu ergattern, die zwischen 235 und 320 Mark kosten. Etwa zweieinhalb mal so hoch liegt der Bedarf zu Beginn dieses Wintersemesters, schätzt das Studentenwerk. Die nur fünfprozentige Versorgungsquote wirke zwar niedrig, reiche aber aus, da der Wohnungsmarkt in Bremen „sehr entspannt“ sei.

Oldenburg kann dagegen mit einer 15prozentigen Wohnheimquote protzen und liegt damit um 5 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Dafür hat Oldenburg kein Semesterticket. Berechnungen ergaben, daß sich dieses für die Studierenden kaum lohnen würde, da sie die meisten Wege per Rad zurücklegen. Zum Beispiel in ihre bundesweit bekannte Uni-Mensa, wo das Essen aus überwiegend ökologischem Anbau stammt und trotzdem nur zwischen 2 und 5,60 Mark kostet.

Bremens Mensa hat keinen Stern, aber dort kostet das Rinderhackstück mit Gemüsereis auch nur 2,60 Mark, der Eintopf ist nochmal ne Mark billiger. Es sind die höheren Beiträge zum Studentenwerk, die das gute Essen und die bessere Wohnraumversorgung in Oldenburg ermöglichen. Zahlen Studis dort 54 Mark, so sind dies in Bremen 6 Mark weniger.

Die Studies von heute werden ganz schön verwöhnt, mag mancher denken, der längst der Uni entronnen ist. Aber man sollte bedenken, daß immer weniger StudentInnen immer weniger Bafög erhalten. Die Mehrheit der HochschulbesucherInnen muß die Ausbildung durch Nebenjobs zumindest teilfinanzieren. Wer wollte ihnen da noch in die Mensasuppe spucken?

dah