Bahn plant Papestraße ohne Bezirk

■ Bezirk Schöneberg kritisiert die Planungen für den Bahnhof Papestraße. „Bahn ignoriert städtebauliche Vorgaben.“ Statt Direktvergabe fordert der Bezirk Wettbewerb und Mitsprache bei der Bebauung

Der Bezirk Schöneberg ist sauer auf die Deutsche Bahn AG, weil die Eisenbahner die Planung für den IC-Bahnhof Papestraße direkt an ein Frankfurter Architekturbüro vergeben haben. Das Bauamt sei bei dem Procedere nicht kontaktiert worden. „Bis heute ist es nicht gelungen, mit der Bahn ins Gespräch zu kommen“, sagte Bezirksbürgermeister Uwe Saager (SPD). Der Dialog sei „bei dem größten Bauvorhaben des Bezirks“ nötig, müßten doch die neue Planung und die Ansprüche des Bezirks für das Areal am Sachsendamm aufeinander abgestimmt werden.

Das Gespräch sei um so wichtiger, so Saager, habe sich doch die Bahn von den „städtebaulichen Eckpunkten“, die in einem Bauwettbewerb 1994 ermittelt worden waren, „ziemlich entfernt“. Das von der Bahn AG beauftragte Architekturbüro JSK Perkins und Will (Frankfurt/Main) sieht für den Fernbahnhof, an dem sich Eisenbahn und Stadtbahn kreuzen, zwei rund 40 Meter hohe Geschäfts- und Parkhausriegel mit einer breiten Glaspassage in der Mitte vor. Dort sollen neben den Fahrkartenschaltern auch Läden und zahlreiche Gewerbeeinrichtungen untergebracht werden.

Aus dem Bauwerk, so der Entwurf der Bahnhofsplaner, das die Gleisanlagen überwölbt, ragt ein hundert Meter hoher Turm. Zwei Parkhäuser – davon eines unter dem Nordteil des Bahnhofs – sollen für 3.000 Pkw gebaut werden. Das Shopping-Center ist für circa 28.000 Quadratmeter Fläche geplant. Die Bahn rechnet für den „Südbahnhof“ mit rund 200.000 Benutzern pro Tag.

Obwohl 1994 von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer gefordert wurde, das Bahnhofsgebäude durch einen Bauwettbewerb zu ermitteln, habe die Bahn AG dies durch die Direktvergabe ignoriert, erklärte Sabine Ritter, grüne Baustadträtin in Schöneberg. Außerdem seien Vorgaben in dem JSK-Entwurf nicht mehr vorhanden. „Durch den Bahnhof sollte eine Fußgänger-Passerelle führen.“ Der Durchgang sei als grüne Wegstrecke zwischen dem geplanten Quartier „Schöneberger Linse“ und dem „Flieger-Viertel“ in Tempelhof angelegt worden. Dies sei einfach gekippt worden. Außerdem seien die Geschäftsflächen zu groß geraten, und die verkehrliche Erschließung von Norden her sei unzureichend.

Besonders kritisierte Ritter die beiden geplanten großen Parkhäuser, die eine „erhebliche Verkehrsbelastung“ für die Bezirke mit sich bringen könnte. So werde der Standort zum „Park + Ride“-Stellplatz umfunktioniert, ergänzte Saager. „Wir wollen kein fertiges Produkt, bei dem unsere Eckpunkte nicht erfüllt sind.“

Nach Ansicht des Bezirks ist es „dringend notwendig“, die Bahnhofsplanung durch ein „vergleichendes Wettbewerbsverfahren“ zu ermitteln. Der Vorwurf, Zeit für einen Bauwettbewerb sei nicht mehr vorhanden, greife nicht, sagte Ritter. Mit dem sogenannten vergleichenden Verfahren könne man bis zum geplanten Termin im Jahr 2002 fertig werden. Eine Stellungnahme der Bahn war gestern nicht zu erhalten. rola