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■ QuerspalteFertig zum Beamen!

Als 1965 der erste Pilotfilm der geplanten Science-Fiction-Serie „Star Trek“ den Verantwortlichen vorgeführt wurde, lehnten sie den Film ab wegen zu wirrer Phantastereien und zu wenig Action. Heute ist „Raumschiff Enterprise“ die erfolgreichste TV-Serie aller Zeiten und soeben ist ein Buch erschienen, das Spock & Co. endgültig aus dem Sumpf des Trivialen befreit. Der US-Astronom Lawrence Krauss untersucht „Die Physik von Star Trek“ und kein geringer als Stephen Hawking hat das Vorwort dazu verfaßt. Bis vor kurzem hatte der weltberühmte Kosmologe die phantastischen Konsequenzen der Quantentheorie stets lächerlich gemacht: Die bekannten Gravitations- und Relativitätsgesetze reichten nach seiner Meinung völlig aus, die Rätsel des Universums bis ins Detail zu klären. Mittlerweile scheint er sich da nicht mehr so sicher: Überlichtschnelle Zeitreisen in die Zukunft oder Vergangenheit, so Hawking, seien möglich, wenn man die Quantentheorie mit Einsteins Relativitätstheorie kombiniere. Das hört sich prima an – nur schließen sich diese beiden Theorien gegenseitig aus. Einsteins Relativität funktioniert nämlich nur mit einem unumstößlichen Absolutum: daß sich nichts schneller bewegen kann als Licht. Genau dies aber – „magische“, überlichtschnelle Signalübertragungen – hat die Quantentheorie vor über 70 Jahren entdeckt. Die damit verbunden Paradoxa – Fernwirkungen, Gedankenübertragungen, Zeitreisen – wurden seitdem zugunsten eines konsistenten physikalischen Weltbilds gern unter den Teppich gekehrt. Oder, wie von Hawking, lächerlich gemacht. Daß Einsteins Theorie zu den genialen Irrtümern der Vergangenheit zählt und das herrschende Weltbild stark überholungsbedürftig ist, diese Wahrheit ist den Lehrstuhlinhabern der Gegenwart noch nicht zuzumuten. Erst für die „Next Generation“ wird die Überwindung des Einsteinschen Zeitalters kein Problem mehr darstellen: Dank „Star Trek“ scheint ihnen ein Universum ohne Tempolimit ganz selbstverständlich. Fertigmachen zum Beamen! Mathias Bröckers

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