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Windgepeitscht

■ Der Bremer Tier- und Landschaftsmaler Carl Vinnen wird wiederentdeckt

Mit einer großen Ausstellung im Künstlerort Worpswede wird in diesem Herbst der Maler Carl Vinnen (1863-1922) wiederentdeckt. Im Barkenhoff, einst Wohnhaus des Malers Heinrich Vogeler und Treffpunkt der „Künstlervereinigung Worpswede“, ist jetzt die bisher umfangreichste Vinnen-Retrospektive zu sehen. Mehr als 40 Gemälde aus norddeutschen Privatsammlungen und Museen belegen die Vorliebe des Künstlers für weite Moorlandschaften und windgepeitschte Birkenalleen, die die Umgebung des Dorfes nahe dem Teufelsmoor bis heute prägen.

Kahle Bäume, ein bewegter Himmel und Krähenschwärme wurden für Vinnen zwischen 1892 und 1916 immer wieder zum Bildthema. Daneben zeigt die inmitten von original Worpsweder Möbeln liebevoll inszenierte Ausstellung bis zum 10. Dezember ausgewählte Tier- und Marinebilder. Viele Exponate waren noch nie öffentlich zu sehen. Seit gut sechs Jahrzehnten ist diese Ausstellung die erste, die allein Vinnen gewidmet ist.

Zu Unrecht werde Vinnen bis heute in allen Jubiläumsausstellungen übergangen, meinen die Veranstalter von der Stiftung Barkenhoff. Für sie ist der gebürtige Bremer gar künstlerischer Wegbereiter der Worpsweder Künstlervereinigung um Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Hans am Ende, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler. Neue Farbkombinationen aus leuchtendem Grün und Rostrot habe er bereits eingesetzt, als die übrigen Worpsweder sich noch an gedeckte Farben hielten. Vinnens Idee, Landschaften in extremer Nahansicht zu malen, machte ihn bei Zeitgenossen berühmt.

Daß Vinnen heute im Vergleich zu berühmten Kollegen wie Mackensen und Modersohn-Becker fast vergessen ist, erklärt sich aus seiner Außenseiterrolle. Der gut betuchte Sohn eines Bremer Reeders hatte zwar die Künstlervereinigung Worpswede ins Leben gerufen und organisierte für die Kollegen erfolgreiche Ausstellungen in Bremen und München. Doch selbst hat der Eigenbrötler daran nie teilgenommen. In den frühen Veröffentlichungen über Worpswede von Rainer Maria Rilke lehnte er sogar ausdrücklich die Erwähnung seines Namens und die Abbildung seiner Werke ab, „da er nicht mehr zu der Gruppe der Worpsweder zugerechnet zu werden wünscht“.

Zu der Ausstellung ist im Worpsweder Verlag ein Katalog mit 104 Seiten zum Preis von 28 Mark erschienen. Sabine Komm/ dpa

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