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■ Das Portrait„Großväterchen“

Mazedoniens Präsident Kiro Gligorov Foto: Reuter

Der mazedonische Präsident Kiro Gligorov, der als „Vater der Unabhängigkeit“ seines Landes gilt, wird vielleicht nicht mehr in sein Amt zurückkehren. Denn offenbar sind die Verletzungen durch den Bombenanschlag vom Dienstag schwerer als angenommen. Staatliche Medien berichteten erstmals von einer Gehirnblutung des 78jährigen.

Gligorov wurde 1917 im slawomazedonischen Ort Stip geboren. Während seines Jura-Studiums in Belgrad engagierte er sich seit 1937 in marxistisch-revolutionären Gruppen und trat nach der Besetzung Jugoslawiens 1941 in die Kommunistische Partei ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sich Gligorov vom Sekretär des „Antifaschistischen Rates Mazedoniens“ bis zum Finanzminister der jugoslawischen Föderation hoch und war bei der jugoslawischen Nationalbank in Belgrad tätig.

Seit 1962 Mitglied des Politbüros, zählte Gligorov zu den „Architekten“ der Wirtschaftsreformen der sechziger Jahre, die die zentral gelenkte Wirtschaft durch den titoistischen Selbstverwaltungssozialismus ersetzten. Nach 13jähriger Mitgliedschaft im Präsidium des „Bundes der Kommunisten Jugoslawiens“ wurde Gligorov 1978 kaltgestellt. In Belgrad hieß es damals, der Wirtschaftsfachmann sei mit Tito wegen der ökonomischen Linie der jugoslawischen Kommunisten in Streit geraten.

1982, zwei Jahre nach dem Tod Titos, tauchte er mit neuen, immer mehr in Richtung Marktwirtschaft gehenden Forderungen wieder auf dem politischen Parkett auf. Wer Investitionen nur politisch, nicht aber wirtschaftlich plane, sei ein „Usurpator“, schrieb der Mitsechziger damals in der Belgrader Zeitung Politika. Gligorov verlor seinen Sitz im ZK.

Am 27. Januar, zwei Tage nachdem sich die ehemalige Teilrepublik Mazedonien für souverän erklärt hatte, wurde Gligorov, von seinen Anhängern „Großväterchen“ genannt, vom Parlament zum Präsidenten des Landes gewählt. Im Frühjahr 1992 erreichte er den Abzug der jugoslawischen Bundesarmee aus Mazedonien.

Im Herbst 1994 wurde Gligorovs Linksbündnis „Allianz für Mazedonien“ bei den Wahlen stärkste Gruppierung. Erst in jüngster Zeit war es dem Präsidenten gelungen, den Streit mit dem benachbarten Griechenland um den Namen und die Staatssymbole Mazedoniens zu entschärfen und die gegenseitige Anerkennung Mazedoniens und Restjugoslawiens auszuhandeln. rr/bo

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