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■ Wahlkampf mit U-Bahn und TramDie ÖPNV-Lüge

Ganze fünf Jahre mußten wir warten, bis der Senat es geschafft hat, die U-Bahn-Linie 1 vom Schlesischen Tor über die Oberbaumbrücke zum S-Bahnhof Warschauer Straße weiterzustricken. Und die gleiche Zeit hat es gedauert, ein paar Meter Schienen für die erste Ost-West-Trambahn über die Bornholmer Brücke zu verlegen. Das ist bei weitem zuwenig für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) zwischen den beiden Stadthälften. Beim Zusammenwachsen der Stadt setzten der Verkehrs- sowie der Bausenator auf den Autoverkehr, die Prioritäten liegen auf umweltschädlichen Rennbahnen für automobile Aufsteiger und ewige Bleifußfetischisten. Wie populär diese Strategie ist, konnte jeder bei der Eröffnung der Oberbaumbrücke 1994 sehen: Autofans konnten die Brücke tagelang nur unter Polizeischutz passieren. Haase und Nagel haben damals die Stadt auf ihre Weise erneut gespalten.

Mehr noch bedeuten die Verlängerungen der U-Bahn-Linie und der Straßenbahn Wahlkampfgeschrei, mangelt es doch an Planungen sowie einem vernünftigen Gesamtkonzept für den ÖPNV. Die Stadt hat dadurch Fahrgäste und viel Geld verloren. Die beiden Erweiterungen z.B. bilden nur unzureichende Teilstrecken. Die U-Bahn-Linie 1 wurde weder mit der Tram im Osten verknüpft, noch wurde diese in den Westteil der Stadt weitergeführt. Wer am S-Bahnhof Warschauer Straße umsteigen muß, darf einen halben Kilometer zur nächsten Haltestelle laufen. Und wer mit der Tram in den Westen rumpelt, für den ist nach wenigen hundert Metern am Louise-Schroeder-Platz erst einmal Schluß. Statt Freudentänze und Feierfahrten zu veranstalten, sollten sich die Senatoren eher der Defizite und ÖPNV-Versprechen erinnern. Rolf Lautenschläger

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