Unterm Strich

Überschattet von der Kontroverse um die diesjährige Friedenspreisträgerin Annemarie Schimmel wird die 47. Frankfurter Buchmesse heute eröffnet. Redner beim Auftakt der Messe mit dem Schwerpunktthema Österreich sind der österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky, sein Wissenschaftsminister Rudolf Scholten und dessen deutscher Kollege Jürgen Rüttgers. Der weltweit größte Literaturmarkt wartet wieder mit Rekordzahlen auf. Annähernd 8.900 Aussteller aus 97 Ländern werden in Frankfurt erwartet, darunter 2.320 Verlagshäuser aus der Bundesrepublik. Die internationale Buchwelt präsentiert 330.000 Titel, davon mehr als 93.000 Neuerscheinungen aus diesem Jahr. Mit dem heimlichen Schwerpunkt Neue Medien setzen die Veranstalter ihren 1993 eingeschlagenen Weg in die elektronische Zukunft fort. Multimedia- Produkte, elektronische Dienstleistungen und etwa 8.000 CD-ROMs sind zum dritten Mal in einem eigenen Bereich vertreten und füllen zwei Etagen einer Messehalle. 1.200 Aussteller widmen sich der Elektronik im Verlagswesen. Der offizielle Messe-Akzent gilt in diesem Jahr Österreich und damit erstmals einem deutschsprachigen Land. Die Gäste aus dem Nachbarland lassen sich ihre Präsenz in Frankfurt zehn Millionen Mark kosten. Der Wiener Architekt Adolf Krischanitz hat für 2,15 Millionen Mark einen schicken Rundbau aus Stahl und Glas mitten ins Messe-Areal gebaut. In diesem Pavillon und unter dem leuchtendroten Signet eines großen „Ö“ werben die Österreicher für die Vielfalt und Eigenständigkeit ihrer Literatur, Kunst, Musik und Geschichte. 600 Veranstaltungen stehen im Programm, das die Gäste aus der Alpenrepublik auch noch in anderen Teilen des Bundesgebietes präsentieren werden.

Die Hamburger Traditionsbühne „Ohnsorg-Theater“ steckt offenbar in einer Finanzkrise. Nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks vom Montag fehlt dem Haus knapp eine Million Mark in der laufenden Spielzeit. Gründe dafür seien unter anderen weniger Besucher und weniger TV-Aufzeichnungen. „Ohnsorg“-Sprecher Hans-Wittich Karsten bestätigte einen Fehlbetrag. Um das Defizit auszugleichen, kommen dem Sprecher zufolge nur Einsparungen bei den Personalkosten in Frage. Dagegen wehrt sich allerdings Intendant Thomas Bayer. Er befürchte Qualitätseinbrüche, falls beim künstlerischen Personal gespart werde. Das befürchten wir allerdings auch, und deshalb hier der Aufruf: Mädchen, bildet Banden! Solidarität ist nie verkehrt! Setzt Himmel und Erde in Bewegung, um das Leben der Vorsitzenden Heidi Kabel zu retten! Denn Heidi Kabel ist für das deutsche Theater, was tiefgekühltes Fischfilet à la Bordelaise für die deutsche Küche ist. (Nein, den Scheißwitz mit dem Kabeljau, aus dem sich dieses leckere Zeug hauptsächlich zusammensetzt, den schenken wir uns und Ihnen. Nett, oder?)