: Berichte über 400 Tote bei Razzia in Algerien
■ Vier Kandidaten sind für die Präsidentschaftswahl zugelassen
Algier (AFP/dpa) – Algerische Polizisten und Soldaten haben nach Angaben von zwei Zeitungen bei einer Razzia im ostalgerischen Jijel 400 Menschen, darunter den Chef der Islamischen Armee des Heils (AIS), Madani Mezrag, getötet. Von unabhängiger Seite wurden die Informationen der Zeitungen El Chabar und Al Acil am Samstag allerdings zunächst nicht bestätigt. Polizei und Armee hatten nach Informationen der beiden Zeitungen vor rund zwei Wochen Durchsuchungen in der Region gestartet, nachdem bekannt geworden war, daß die AIS und die Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA) dort bei einem Geheimtreffen Aktionen zur Sabotage der für den 16. November geplanten Präsidentschaftswahlen vorbereiten wollten. Bei den zwölftägigen Razzien seien die Kommandozentrale Mezrags zerstört sowie große Mengen Waffen und Sprengstoff beschlagnahmt worden. Die AIS ist der bewaffnete Arm der verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS).
Für die Präsidentschaftswahlen sind vier Kandidaten offiziell zugelassen. Das berichtete Radio Algier am Samstag. Es handelt sich um den jetzigen Staatschef Liamine Zeroual, den Vorsitzenden der Erneuerungspartei Algeriens (PRA), Noureddine Boukrouh, Mahfoudh Nahnah von der islamistischen Partei Hamas sowie den Chef der Sammlungsbewegung für Kultur und Demokratie (RCD), Said Saadi. Der ehemalige Premierminister Redha Malek von der Republikanischen Allianz (ANR) wurde mit der Begründung ausgeschlossen, er erfülle nicht die Bedingungen für eine Kandidatur. Die FIS, die ehemalige Einheitspartei Nationale Befreiungsfront (FLN) sowie die Front der Sozialistischen Kräfte (FFS) haben zum Boykott aufgerufen.
Die Serie von Attentaten geht unterdessen weiter. In Algier wurde ein Chauffeur der Zeitungsdruckerei SIA ermordet. Wie die Tageszeitung La Tribune gestern weiter berichtete, wurden in der westalgerischen Stadt Tiaret am Samstag zwei Bombenanschläge gegen öffentliche Einrichtungen verübt. Informationen über eventuelle Opfer lagen bislang nicht vor. Bei einem Bombenanschlag in Constantine (430 Kilometer östlich von Algier) war am Samstag eine Person ums Leben gekommen und sechs weitere verletzt worden.
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