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Neuauflage der traditionellen Mogelpackung

■ In einem Mittelrheinderby, das wie immer enttäuschte, ließ sich Bayer Leverkusen vom Abstiegskandidaten 1. FC Köln einschläfern und ein 2:2 abluchsen

Köln (taz) – Mittelrheinderby, Macht am Rhein. Um was auch immer es im 33. Bundesligatreffen des 1. FC Köln mit Bayer Leverkusen nach dem Willen des Hypes gehen sollte, auf dem Feld wurde anderes geboten. Und selbst bei den Zuschauern beider Lager, die auch dieses Mal wirklich ernsthaft daran geglaubt hatten, daß das Derby eine Saison entscheidet, dürfte diese Nachricht ohne Umstände angekommen sein.

Natürlich, die Statistiker unter den 36.000 hätten es besser wissen müssen. Denn in den letzten sieben Spielzeiten hatte es im Müngersdorfer Stadion sechs Unentschieden gegeben. Und an ein wirklich großes Spiel kann sich wohl kaum jemand erinnern. Vielmehr ist es so, daß beide Mannschaften nicht mehr die richtigen Ansprechpartner füreinander sind. Während Leverkusen sich mit dem eher beschaulichen Sicherheitskompaktfußball der Marke Ribbeck nach der Hälfte der Hinrunde Richtung UEFA-Cup-Platz orientiert, dümpelt der 1. FC Köln, gnadenlos vereint mit den restlichen Gründungsmitgliedern der Bundesliga, jetzt schon im Abstiegskampf.

Man hat sich eingerichtet in der Liga, auch wenn es auf der einen Seite immer noch Leute gibt, die das nicht realisieren. Und besser als durch ein Zitat im Zitat läßt sich das wohl kaum belegen. Dr. Bernhard Worms, Vizepräsident des 1. FC Köln, Fundort Stadionzeitung: „Es hat mich nachhaltig beeindruckt, mit welcher Offenheit unser Trainer Stephan Engels die sportlichen Ziele bis zum Jahresende definiert hat: ,Durch Freude am Fußballspiel wieder erfolgreich werden, um dann in der Rückrunde ernsthaft den Kampf um einen UEFA-Cup-Platz aufzunehmen.‘“ Freude?

Bayer jedenfalls hätte den FC in der ersten Halbzeit demütigen, vernichten und zerstören müssen. 1:0 gingen sie in Führung, hatten danach noch zwei dicke Chancen durch Feldhoff und Sergio. Als Dorinel Munteanu mit einem Freistoß in den Winkel den Ausgleich besorgte, war das pures Glück. Und vergänglich. Kurze Zeit später führte die andere Rheinseite wieder. Am Ende blieb vor allem die Frage, wie man ein solches Spiel gegen einen völlig desorientiert und stumpf anrennenden Gastgeber im zweiten Abschnitt aus den Händen geben kann.

Doch Trainer Erich Ribbeck, von dem man eigentlich hätte erwarten müssen, daß er seine Mannschaft für ihr fahrlässiges Tun verbal bestrafen würde, wich aus. Statt dessen anerkennend und ohne jeglichen Rivalitätsgedanken: „Ich glaube, die Kölner haben gezeigt, daß man mit Kampf und Willen Punkte holen kann.“ Also nur indirekte Kritik, und viel wichtiger ist da ohnehin die besorgte Frage an den Abteilungsleiter: „Herr Vossen, haben Sie vielleicht meine Frau gesehen?“

Auch Kölns Trainer Stephan Engels hatte ein Problem in der Pressekonferenz: „Ich sach mal lieber Kollege, Erich klingt komisch für mich.“ Er ist ja auch noch nicht so lang dabei, der liebe Steph, da darf man ruhig mal stolz auf sich sein, wenn man so viele junge Spieler einsetzt und ein solches Resultat erzielt. Und im Unterton fordern, daß das jetzt bitte auch die Anwesenden so sehen müßten.

Das einzige, was die Anwesenden indes müssen, ist, sich zu überlegen, wie man zukünftig dieses sogenannte Mittelrheinderby verhindern kann. Der unsinnigste Vorschlag ist, die geographische Nähe beider Vereine zu leugnen. Eine Vereinsfusion ist undenkbar, und das Spiel gar nicht auszutragen, da macht der DFB nicht mit. So bleibt am Ende der Saison, nach dem wohl unvermeidlichen Rückspiel, also doch nur eine praktikable Option, die Schmerzlinderung verspricht. Tabellenplatz 16 bis 18 für den 1. FC Köln. Thomas Lötz

Bayer Leverkusen: Heinen - Fach - Wörns, Happe - Rodrigo, Lehnhoff (60. Schuster), Lupescu, Sergio, Münch - Völler, Feldhoff

Zuschauer: 38.000; Tore: 0:1 Feldhoff (11.), 1:1 Munteanu (33.), 1:2 Sergio (37.), 2:2 Gaißmayer (66.)

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