piwik no script img

Konvoi nach Goražde

Erstmals seit mehr als drei Jahren hat am Dienstag ein UN-Konvoi von Sarajevo aus die UN-Schutzzone Goražde erreicht. Mehrere hundert bosniakische Bewohner bejubelten das Eintreffen des Transports, der laut UN- Schutztruppen 50 Tonnen Lebensmittel nach Goražde brachte. Ein AFP-Korrespondent berichtete, auf serbisch besetztem Gebiet seien entlang der Straße alle Häuser von Muslimen gesprengt oder angezündet worden.

US-Vermittler Richard Holbrooke hat gestern den Karadžić-Serben vorgeworfen, Sarajevo nach dem Vorbild Berlins teilen zu wollen. Serbenführer Radovan Karadžić strebe seit Beginn des Krieges „eine Berliner Mauer in Sarajevo“ an. Zu Vorbereitungen der Friedensverhandlungen empfing gestern Bosniens Präsident Alija Izetbegović in Sarajevo die Unterhändler der USA, Rußlands und der EU.

Holbrooke, Igor Iwanow und Carl Bildt waren zuvor erstmals gemeinsam mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević in Belgrad zusammengekommen. Das Treffen sei den Vorbereitungen für die internationale Bosnien-Friedenskonferenz in Washington in zwei Wochen gewidmet gewesen, fügte er hinzu.

Rußlands Verteidigungsminister Pawel Gratschow und der amerikanische Vize- Außenminister Strobe Talbott haben nach Angaben der Agentur Interfax gestern in Moskau keine Fortschritte in der Frage der Einbeziehung Rußlands in die geplanten Bosnien-Friedenstruppen erzielt. Talbott bereitet das Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten Bill Clinton und Boris Jelzin vor, das am kommenden Montag in New York stattfinden soll.

Der Machtkampf zwischen der politischen und militärischen Führung der Pale- Serben geht weiter. Das Hauptquartier in Pale teilte gestern mit, die vom „Parlament“ verfügte Entlassung von vier Generälen sei unannehmbar.

Die Kritik der politischen Führung um Karadžić an der Armee wegen der Niederlagen vor Eintritt der Waffenruhe wurde zurückgewiesen. Die Armee erklärte, die Führung um Karadžić wolle die alleinige Verantwortung für die Lage auf die Militärs abwälzen.dpa/AFP/taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen