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Merkel sagt Schrott

■ Bulgarien lehnt es strikt ab, den Atomreaktor bei Kosloduj abzuschalten

Sofia (taz) – Offizielles Thema der Ministerkonferenz „Umwelt für Europa“ in Sofia war der bulgarische Atomreaktor bei Kosloduj eigentlich nicht, dennoch Hauptstreitthema. Fast sah es so aus, als hätten die Umweltminister durch ihre Forderung, den Reaktor Eins bei Kozloduj an der Donau für drei Monate abzuschalten, die Aufmerksamkeit von der Konferenz ablenken wollen.

Die EU hat vorgeschlagen, in dieser Zeit eine Materialprobe – einen Stahlstreifen von zehn Zentimetern Länge und acht Millimetern Breite – aus der Innenwand des Reaktors zu entnehmen, anhand derer überprüft werden kann, ob der Reaktor undicht ist. Bulgarien soll für den Stromausfall von der EU durch Strom- oder Kohlelieferungen entschädigt werden. Nach einem Treffen mit seiner deutschen Amtskollegin Angela Merkel lehnte der bulgarische Umweltminister Georgi Georgiev den EU-Vorschlag ab. Auf politischen Druck reagiere Bulgarien nicht, sagte der stellvertretende bulgarische Ministerpräsident Rumen Getschev. Er war sichtlich verärgert und wurde in seiner Stellungnahme von Augenblick zu Augenblick merklich lauter. Hinter dem EU-Vorschlag wittert Bulgarien nämlich eine heimliche EU- Strategie: Der Reaktor würde während der drei Monate ausglühen, und erst so entstünden Risse in seiner Wand. Dann sei er wirklich unbrauchbar, und die EU hätte ihr Ziel erreicht.

Merkels Reaktion: „Wenn der Reaktor das Ausglühen nicht aushält, dann ist er sowieso Schrott.“ Bulgarien will erst im Jahre 2005 abschalten. Keno Verseck

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