: Mutter Beimer auf den Barrikaden
■ Lindenstraße soll „Axel-Springer-Straße“ werden. Akteure der TV-Serie sind dagegen
Berlin soll eine Axel-Springer- Straße bekommen. Ein Teil der historischen Lindenstraße, dem Springer-Verlagsimperium direkt gegenüber, soll nach dem Medienzaren umbenannt werden. Die Anwohner wehren sich. Jetzt haben sie prominente Unterstützung bekommen: Die Bewohner der Fernseh- Lindenstraße erklären sich mit ihnen solidarisch. Die taz sprach mit Joachim Christian Huth, dem Herstellungsleiter der „Lindenstraße“:
taz: Herr Huth, was würden die Akteure der Fernseh-Lindenstraße sagen, wenn ihre Straße nach Axel Springer benannt würde?
Christian Huth: Ich könnte mir vorstellen, daß die Else Kling kräftig schimpfen würde. Die würde sagen: „Jo mei, wegen dem Erfinder von so 'nem Käsblattle lassen wir doch unsere schöne Straße nicht umtaufen.“ Die „Lindenstraßen“- Bewohner würden sich wehren, sie würden auf die Barrikaden gehen.
Hand aufs Herz: Das sind doch auch „Bild“-Zeitungsleser.
Selbst wenn sie es wären, muß man nicht eine 250 Jahre alte Straße umbenennen. Ich denke, daß Herr Springer, der seine Medienmacht dazu genutzt hat, einen Teil einer ganzen Generation zu verunglimpfen und als „langhaarige Affen“ in seinen Blättern bezeichnen ließ, kein Vorbild für die Jugend sein kann. Diesen Gesichtspunkt sollte man bei der Umbenennung einer Straße berücksichtigen. Ich persönlich möchte nicht in einer Axel-Springer- Straße wohnen und ich kann mir nicht vorstellen, daß es den Akteuren der „Lindenstraße“ da so anders geht.
Wenn die Bewohner Ihrer „Lindenstraße“ einen Brief an die Bewohner der Berliner Lindenstraße schreiben sollten: was stünde da drin?
„Laßt Euch das nicht gefallen.“ Man würde wahrscheinlich an das Jugendzentrum schreiben, das ja in der Berliner Lindenstraße liegt, und sagen: Beschäftigt euch mit der Person Axel Springer, entscheidet dann, ob ihr diesen Namen in eurem Briefkopf wiederfinden wollt. Wenn die Anwohner zu dem Schluß kommen, sie wollen nicht in einer Axel-Springer- Straße wohnen, dann haben wir als „Lindenstraßen“-Team Sympathie dafür. Und gegebenenfalls werden wir mit prominenten Schauspielern in Berlin Solidarität demonstrieren.
Mutter Beimer mit Protestplakat vor dem Axel-Springer-Verlag?
Das wäre durchaus möglich.
Wäre der Streit eine „Lindenstraße“-Folge wert?
Natürlich ist das ein „Lindenstraßen“-Thema! Ich werde unseren Autoren vorschlagen, daß sie es eventuell in einen zukünftigen Handlungsstrang einbauen. Interview: Vera Gaserow
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen