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Selbstloses Geschäft mit dem Müll

■ Landkreise wollen MVA Stapelfeld unter sich aufteilen

Geschäfte, bei denen Dreck und Millionen im Spiel sind, werden bevorzugt im kleinen Kreis erledigt. So auch der Handel um die Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld: Die vier Umlandkreise Stormarn, Herzogtum-Lauenburg, Pinneberg und Segeberg haben sich zu einer Müll-Zweckgemeinschaft verbündet, die die zum Verkauf stehenden 80 Prozent Hamburger Gesellschafteranteile am liebsten paritätisch und unter Ausschluß privater Interessenten unter sich aufteilen würde.

Allein hätten Stormarn und Herzogtum-Lauenburg, denen die restlichen 20 Prozent der Anlage gehören, den Verkaufspreis – im Gespräch sind 200 Millionen Mark – kaum aufbringen können. Doch auf dem Land gibt es eben noch funktionierende Nachbarschaftshilfe: „Wir können nicht zulassen, daß die MVA an einen Privaten verscheuert wird, der das Ding unter rein kommerziellen Gesichtspunkten betreiben würde“, schiebt der Pinneberger Landrat Berend Harms Selbstlosigkeit und „die Garantie auf verantwortungsvolle Abfallpolitik und Gebührensteuerung“ als Gründe für sein gesteigertes Interesse vor: Eine Erweiterung der Stapelfelder Anlage könne so verhindert werden.

Doch in Wirklichkeit fürchten Hamburgs Nachbarn in erster Linie um die „Entsorgungssicherheit für unseren Müll“, wie der Leiter des Stormarner Kreisumweltamtes, Hans-Gerd Eissing, zugibt. „Natürlich ändert ein Wechsel der Gesellschafter-Mehrheit zunächst nichts an den Lieferverträgen. Wenn aber Verbrennungs-Kapazitäten frei werden, möchten wir sie für unseren Müll nutzen können.“ In diese Verlegenheit könnte der Kreis Pinneberg schon 2005 kommen, „wenn die MVA in Tornesch-Ahrenlohe mit einer Kapazität von jährlich 70 000 Tonnen aus technischen Gründen geschlossen wird“, so Harms.

In jedem Fall ist der MVA-Verkauf eine politische Entscheidung, über die die Kreise mit der Kieler und Hamburger Landesregierung bereits verhandeln. Unterstützung kommt von der GAL-Bürgerschaftsfraktion, die einen Verkauf „nur im Konsens mit den Kreisen“ fordert. Hamburg müsse seine Anteile ohne Erweiterungsoption veräußern.

Währenddessen wird in Hamburg – ungeachtet des Landkreises Harburg, der den Müllvertrag immer noch nicht unterzeichnet hat – fleißig die neue MVA in Altenwerder (320 000 Tonnen) geplant: Bis zum 22. November liegen die Antragsunterlagen in der Umweltbehörde sowie den Ortsämtern Süderelbe und Finkenwerder aus. BesucherInnen und Einwendungen gab es bisher wenige. Kein Wunder angesichts der „Bürgerfreundlichkeit“: Um sich durch die Aktenberge durchzuwühlen, muß man mindestens einen Tag einrechnen – Kopieren verboten. Heike Haarhoff

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