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■ StandbildNur fürs Geld?

„Die Russen kommen“, Di., 23 Uhr, Spiegel-TV, Sat.1

Berlin, Bahnhof Lichtenberg. Der Zug aus Saratow, auch „Mafia-Express“ genannt, rollt ein. Aus den Waggons strömen alte Frauen mit Kopftüchern, Männer und gestylte junge Frauen. Da fallen sie in die deutsche Metropole ein, Deutschstämmige, Juden, Illegale aus dem einstigen Riesenreich, und das auch noch an jedem Samstag.

So beginnt die Spiegel-TV- Reportage von Jutta Rabe und Britta Wauer. Für sie haben alle Ankömmlinge nur ein Ziel: besser leben, das schnelle Geld machen. Ganz klar, daß es sich vorwiegend um zwielichtige Gestalten handelt, die so gar nichts gemein haben mit der Intelligenzija, die in den Zwanzigern vor dem Bürgerkrieg floh und Berlin kulturell bereicherte.

In schneller Abfolge wirft die Kamera Schlaglichter auf die „neuen Russen“. Da ist Katja aus Moskau, die sich als Model mal eben 8.000 Dollar pro Tag auf dem Steg erläuft und als extrem belastbar gilt. Sozialismus und kalte Winter härten eben ab, erklären uns die Autorinnen. Marina aus St. Petersburg hat ihr Studium geschmissen und verkauft sich für erheblich weniger: 150 bis 170 Mark die Stunde. „Verkehr, sooft Sie wollen“, erklärt der Zuhälter. Mit dem Rücken zur Kamera erklärt Marina, das sei halt nur ein Job und immer noch besser, als zu Hause dahinzuvegetieren und sich vergewaltigen zu lassen, und das auch noch umsonst.

Auch in die Welt der russischen Mafia schwenkt die Kamera. Valerij lebt seit fünf Jahren illegal in Berlin und treibt Schutzgelder ein. Die Methoden bleiben im dunkeln, so wie Valerijs Gesicht. „Schutzwürdige Objekte“ gibt es genug, wie die zahlreichen Restaurantnamen beweisen, die in Sekundenschnelle am Auge des Betrachters vorbeihuschen. Sie sind eben schon überall, die Russen. Ein Blick ins Innere zeigt, wie es in ihrer kleinen Welt zugeht: „wodkasinnige“ Nächte bei Balalaika-Musik. Klischees wollen bedient werden. Nur die Filmemacherin Olga aus St. Petersburg, ausgezogen, eine Brücke zwischen Lesben in Ost und West zu schlagen, paßt hier nicht so ganz hinein. Warum sie gekommen ist? „Wir können den Menschen hier Gefühle geben. Berlin braucht Russen.“ Barbara Oertel

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