Reizendes Engagement

■ Jugendumweltzeitung "Juckreiz" mit dem Journalistenpreis der Umweltstiftung ausgezeichnet. Seit 1993 gibt sie Umweltinformationen aus Sicht von Jugendlichen

Eine Kampagne gegen Schwarzleser wie andere Zeitungen fährt die Redaktion nicht – ganz im Gegenteil: „Nach dem Lesen nicht wegwerfen, sondern weitergeben!“ lautet die Aufforderung an das Publikum im Titelkopf. Die Jugendumweltzeitung Juckreiz will mit dieser Recycling- Maßnahme möglichst viele junge Leute ansprechen. Dabei schauen die ehrenamtlichen Überzeugungstäter nicht aufs Geld, und das hat sie an den Rand des Ruins getrieben. Da kam die Verleihung des Journalistenpreises durch die Deutsche Umweltstiftung, die am Mittwoch im Umweltbundesamt stattfand, gerade recht. Von der Hälfte der 5.000 Mark Preisgeld „werden erst mal Schulden bezahlt“, meinte der 19jährige Redakteur Matthias Spittmann.

Hervorgegangen aus dem „Schüler-Umweltschutz-Info“ (SUSI) hat die sechs- bis achtköpfige Redaktion aus dem Umfeld der BUND-Jugend seit 1993 alle drei Monate insgesamt 11 Ausgaben ihrer Zeitung herausgegeben. In einer Auflage von 15.000 Exemplaren (natürlich auf hundertprozentigem Recyclingpapier) wird der Juckreiz an Oberschulen, Freizeitheimen und Bibliotheken kostenlos verteilt – eine kleine Zeitung mit anspruchsvollen Themen von der Bahnreform bis zum Grünen Punkt.

Mit der Preisverleihung stellt die Umweltstiftung die Amateurzeitung in eine Reihe mit den anderen Preisträgern von Tageszeitungen, Spiegel und großen Rundfunkstationen. Diese Anerkennung gilt vor allem dem Engagement der Redaktion, meinte Mark vom Hofe vom Kuratorium der Umweltstiftung: „Wir wollen zeigen, daß es in der Jugend auch andere Interessen als Konsum und Politikverdruß gibt.“ Mit dem Preis wolle die Stiftung mit ihrem Motto „Hoffnung durch Handeln“ der Jugend „Mut zum Engagement machen“.

Juckreiz – damit die Erde nicht abkratzt“, lautet die Eigenwerbung. Die Zeitung biete „gut recherchierte Artikel zu Themen, die unter die Haut gehen“, wie es in der Laudatio hieß. Beiträge über Umweltpolitik, wie über die geplante Müllverbrennung in Britz oder den Tiergartentunnel, wechseln ab mit Artikeln aus der unmittelbaren Umwelt von SchülerInnen: ökologischer Kleiderkauf oder die umweltverträgliche Klassenfahrt. „Manche Lehrer benutzen den Juckreiz als Unterrichtsmaterial“, meint Stefan Vater, 20jähriger Redakteur. Ab und zu paßt eine Überschrift nicht ganz zum Text, doch die Redaktion bemüht sich um Professionalität und um objektive Berichterstattung mit deutlicher Parteinahme für die Natur. Den Grünen stehen sie trotzdem nicht nahe, meint Vater: „Wir wollen nicht parteinah zu irgendeiner Seite sein.“ Deshalb finden sich Parteienwerbung im Blatt ebensowenig wie Anzeigen von Banken oder Fluggesellschaften.

Für die Redaktion kam die Ehrung völlig unerwartet: „Bei mir rief jemand an und sagte, daß wir diesen Preis der Umweltstiftung gewonnen hatten“, erzählt Vater. „Wir wußten vorher gar nicht, daß wir da zu den Bewerbern gehörten.“ Bernhard Pötter

Juckreiz: Jugendumweltladen der BUND-Jugend, Jagowstr.12, 10555 Berlin, Förderabos ab 30 Mark