piwik no script img

„E-Schicht“ vorm Kadi

■ Nach sechs Jahren wird morgen der Prozeß gegen Prügelpolizisten eröffnet

Lang hat's gedauert, doch nun wird es wahr. Ab morgen müssen sich drei Beamte der berüchtigten „16E“-Schicht am Revier Lerchenstraße vor dem Kadi verantworten. Der Vorwurf: Die Mißhandlung des Krankenpflegers Lutz Priebe sowie Falschaussage.

Priebe war am 20. August 1989 im Verlauf einer Protestaktion vor der Revierwache von Polizeibeamten gepackt und in die Wache gezerrt worden. Im Vernehmungsraum hatten dann drei Polizisten auf Priebe eingeschlagen, seinen Kopf mehrfach auf den Tresen gestoßen und anschließend eine brennende Zigarette auf seiner Handfläche ausgedrückt. Priebe erlitt einen Nasenbeinbruch.

Obwohl das Landgericht Hamburg die Polizei 1992 zur Zahlung eines Schmerzensgeldes an Priebe in Höhe von 2500 Mark verdonnert hatte, stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen die Prügelpolizisten mehrfach ein. Angeblich sei die Version der Beamten nicht zu widerlegen, daß Priebe ohne Fremdverschulden gestolpert sei und sich das Nasenbein beim Fallen auf eine Stuhllehne gebrochen habe.

Im Zuge des Polizeiskandals ließ Ex-Justizsenator Klaus Hardraht das Verfahren wieder neu aufrollen und wies die Staatsanwaltschaft an, Anklage vor dem Amtsgericht zu erheben. Zudem hatte „amnesty international London“ den Fall als „Menschenrechtsverletzung in Deutschland“ in seinem Jahresbericht angeprangert. Neben dem Vorwurf der Körperverletzung im Amt kommt nun auch noch ein Verfahren wegen Falschaussage dazu. Denn Landesrichter Detlev Zimmermann glaubte im Schmerzensgeldprozeß den Konstrukten der „16E“-Schichtler nicht und zeigte sich über ihr Verhalten „befremdet“. Zimmermann an die Adresse der Innenbehörde: „Es muß sichergestellt werden, daß die Wache 16 kein rechtsfreierer Raum wird.“

Kai von Appen

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen