Der Zeuge Grobecker hat gelogen

■ Ex-Finanzsenator hat entgegen eigener Aussage Pfeiffer den Kontakt zur SPD vermittelt

Zweimal hat sich in Kiel ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß mit der „Waterkant-Affaire“ um Uwe Barschel und Björn Engholm befaßt. Zweimal hat dabei ein Zeuge aus Bremen eine wichtige Rolle gespielt. Und zweimal hat dieser Zeuge – der langjährige Bremer Senator Claus Grobecker – faustdick gelogen. So jedenfalls steht es in dem vorläufigen Abschlußbericht des „Schubladen-Untersuchungs-Ausschusses“, den die beiden Vorsitzenden Heinz Werner Arens (SPD) und Bernd Buchholz (FDP) Ende Oktober vorgelegt haben.

Die Ausschuß-Vorsitzenden sehen in Claus Grobecker den Mann, der Barschels damaligen Medienreferenten Reiner Pfeiffer mit der Kieler SPD-Führung in Verbindung gebracht hat. Erst durch diesen Kontakt war die Waterkant-Affaire ins Rollen gekommen. Ab Juni 1987 hatte sich Pfeiffer mehrmals mit dem damaligen SPD-Pressesprecher Klaus Nilius getroffen und von Barschels Machenschaften gegen den damaligen SPD-Ministerpräsidenten-Kandidaten Björn Engholm berichtet. Bereits zwei Monate zuvor hatte Pfeiffer zweimal mit Claus Grobecker telefoniert.

Der frühere Weser-Report-Chefredakteur Pfeiffer hatte offenbar Vertrauen in den Bremer Finanzsenator. Er berichtete ihm von „dicken Hunden“, die sich in Kiel abspielen würden und gegen Engholm gerichtet seien. Grobecker empfahl ihm daraufhin, sich direkt an den Kieler SPD-Sprecher Nilius zu wenden. Wenige Stunden vor dem ersten vertraulichen Kontakt zwischen Pfeiffer und Nilius hatte Pfeiffer erneut dreimal bei Grobecker angerufen. Ob er ihn damals erreichte, oder mit wem er sonst sprach, ist ungeklärt.

Eindeutig belegt sind jedoch die ersten beiden Telefonate zwischen Grobecker und Pfeiffer im April 1987. Um den 20.4. herum hatte Pfeiffer bei Grobecker angefragt, an wen er sich mit seinen Informationen in Kiel wenden könne. Am 22.4. hatte Grobecker um 10.25 Uhr bei Pfeiffer zurückgerufen und fünf Minuten lang mit ihm gesprochen. Diese Angabe ergibt sich aus der Computertelefonliste über die von Grobeckers Dienstapparat ausgehenden Gespräche. Grobecker behauptete jedoch als Zeuge beider Kieler Untersuchungsausschüsse 1987 und 1993 und auch bei einer staatsanwaltlichen Vernehmung 1987, nur ein einziges Mal mit Pfeiffer gesprochen zu haben. Er selber habe Pfeiffer nie zurückgerufen.

Was den Inhalt der Telefonate mit Pfeiffer angeht, hat Grobecker 1993 seine Aussage von 1987 selber korrigiert. Hatte er kurz nach dem Ereignis noch standhaft versichert, Pfeiffer habe ihn nur deshalb um einen Kontakt zur Kieler SPD gebeten, „weil er niemanden dort kenne und gern einmal mit jemandem ein Bier trinken möchte“, erklärte Grobecker 1993, er habe von Pfeiffer zwar erfahren, daß in Kiel etwas gegen Engholm „in Gange sei, nicht jedoch, was in Gange sei“.

Pfeiffer behauptete vor dem Untersuchungsausschuß, Grobecker habe anschließend mit Engholm telefoniert und ihm daraufhin Klaus Nilius als „absolut wasserdichten“ Ansprechpartner empfohlen. Grobecker dagegen versicherte, er habe damals lediglich seinen Referenten Denkmann beauftragt, die Kieler Genossen darüber zu informieren, daß sich Pfeiffer bei ihnen melden werde. „Für Pfeiffers Darstellung spricht zunächst, daß seine Angaben im Gegensatz zu denen des Zeugen Grobecker schlüssig sind“, heißt es dazu im Abschlußbericht der Untersuchungsausschuß-Vorsitzenden.

Zusammenfassend bewerten Arens und Buchholz die Widersprüche in Grobeckers Zeugenaussagen so: „Zur Unglaubhaftigkeit der Darstellung des Zeugen Grobecker hinzu kommen erhebliche Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit. Diese beruhen in erster Linie darauf, daß eine Reihe seiner früheren Angaben vor der Staatsanwaltschaft und dem Untersuchungsausschuß 1987, die den Kern seiner Aussage betreffen, offensichtlich falsch gewesen sind. Dieses zeitnah zu den damaligen Geschehensabläufen gezeigte Aussageverhalten 1987 läßt sich – ebenso wie Grobeckers unzutreffende Angabe über den Ablauf seines Kontaktes mit Pfeiffer – nicht mit nachlassendem Erinnerungsvermögen oder bloßem Irrtum erklären. Vielmehr liegt der Verdacht nahe, daß der Zeuge seine nunmehr veränderte Aussage an die zwischenzeitlich bekanntgewordenen Erklärungen Pfeiffers angepaßt hat.“ Ase