: Geschacher um Müllschlacke
■ Hamburgs Müll-Deal mit Umlandkreisen vor dem Abschluß
„Feuer-Fritze Vahrenholt“ (Behördenjargon) hatte gestern allen Grund zum Feiern, GegnerInnen der Müllverbrennungsanlage (MVA) am Rugenberger Damm in Altenwerder schauten eher mißmutig drein: Alle vier niedersächsischen Landkreise wollen den Vertrag über die Mitnutzung der geplanten MVA in seiner nunmehr neunten Fassung unterschreiben. „Wir konnten in Verhandlungen mit Hamburg mehrere Verbesserungen erreichen“, begründete der Stader Oberkreisdirektor Karsten Ebel gestern den Beschluß des Kreisausschusses, dem Vertrag zuzustimmen.
Ab 1999 sollen die vier Landkreise Stade, Harburg, Soltau-Fallingbostel und Rotenburg-Wümme jährlich 120.000 Tonnen ihres Hausmülls in Hamburg verbrennen lassen. In der modifizierten Vertragsfassung heißt es, daß jeder Landkreis nur noch so viel Schlacke zurücknehmen muß, wie durch die Verbrennung des angelieferten Mülls tatsächlich entstanden ist. Konkret bedeutet das, daß die Kreise jährlich jeweils 30.000 Tonnen Schrott verfeuern und anschließend knapp 10.000 Tonnen Schlacke – nämlich genau das Drittel, das nach der Verbrennung übrig bleibt – im Straßenbau oder sonstwie deponieren müssen. Ursprünglich hatte Hamburg von den Umlandkreisen gefordert, genauso viele Tonnen Schlacke zurückzunehmen, wie sie Müll geliefert hatten. Wie berichtet hatten wegen dieser Ungerechtigkeit die verschiedenen Umwelt-Ausschüsse die Abstimmung immer wieder vertagt und die Verträge auch juristisch prüfen lassen.
Als weiteren Vorteil des neuen Vertragsentwurfs werten die Kreise die Zusage Hamburgs, mögliche zusätzliche Kapazitäten in der MVA vorrangig den Kreisen anzubieten. Im Gegenzug verpflichten sie sich, eine Versicherung gegen Betriebsstörungen in der MVA abzuschließen. Der Beschlußempfehlung des Stader Kreisausschusses muß am 13. November noch der Stader Kreistag zustimmen. Rotenburg-Wümme hat bereits grünes Licht erteilt; in Soltau-Fallingbostel wird der Kreistag vermutlich am 6. Dezember, in Harburg am 16. Dezember den Müll-Deal absegnen.
Unterdessen hoffen die Grünen der verschiedenen Kreise immer noch, den Beschluß kippen zu können: In der vergangenen Woche trafen sie sich mit dem Cuxhavener Entsorgungsunternehmen Plambeck, das eine Kombination aus mechanisch-biologischer Vorbehandlung und anschließender Verbrennung des Restmülls als günstigere Alternative zum MVA-Konzept anbietet. Heike Haarhoff
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